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Klimaforschung mit Winter 1941/42 leicht gemacht.
Von Arnd Bernaerts
28 Juli 2001

 Mit dem Kriegswinter 1941/42 kann die Klimaforschung nur gewinnen. Es war extrem kalt und pointiert auf Europa gerichtet. Parallel dazu waren seit 24 Monaten unnatürliche physikalische Kräfte am Werk, die tief in der Struktur der europäischen Meere eingriff. Seit dem 1. September 1939 waren viel Frontlinien und Schlachtfelder dazu gekommen, waren neue und mehr Waffen entwickelt, mehr Soldaten im Einsatz  und viele industrielle Bereiche waren reorganisiert und produzierten nur noch für die Bedürfnisse riesiger Militärmaschinen. Das war nicht nur ein Kampf zwischen Feinden, sonder auch einen Angriff auf die Natur. Jeder neutrale Beobachter hätte der Menschheit ohne  Zögern bescheinigt, dass es ein gewaltiges Experiment  sei das ablaufe, bezüglich der betroffenen Seegebiete und in Folge des Wetters und Klimas. Nach zwei extremen Kriegwintern, trat dies auch im dritten Kriegswinter ein. Das Wetter wich weit von allen Normen ab und bewies erneut, das der Mensch physikalische Kräfte freisetzen kann, die Wetter und Klima beeinflussen. Die Klimaforschung muss dieses Puzzle nur zusammensetzen wollen, um einen Gewinn einzufahren.

Eine Zusammenfassung für den Winter 1941/42 kann diese Aufforderung an die Klimaforschung nur unterstreichen. Das Jahr 1941 war eine Jahr für das Klima in Europa, im schlecht möglichsten Sinne. Nachdem der Mensch schon zwei Extremwinter mitgewirkt hatte, eröffnete am 22. Juni 1941 eine 2'000 km lange Nord-Süd Front, die sich  von der Barentssee  bis zum schwarzen Meer hin erstreckte. Der Angreifer nannte es „Unternehmen Barbarossa“.  Der von Westeuropa aus

geführte  Angriff auf die Sowjetunion wurde als Blitzkrieg im Osten und  als  Seekrieg in der Ostsee geführt, was  Was, binnen weniger Monate arktische Bedingungen in der östlichen Ostseeraum etablierte. Das Kältezentrum lag über dem Gebiet, das von den drei Städten,  Stockholm, St,. Petersburg und Danzig markiert wird.  Ein Rekordwinter war die Folge, der in einigen Gebieten selbst die vorangegangen beiden Kriegswinter übertraf. Es war ein nordeuropäisches Produkt, das auf Nordeuropa zurück fiel. Eine Verbindung zur Lage in den äquatorialen Pazifik zu ziehen ist reine Spekulation und nicht begründet (siehe A210), wie in einem Kapitel, in der Rubrik. „Global“, noch dargelegt  und diskutiert wird.  

Der in und für Europa gemachte Winter 1941/42 erschließt sich aus der Tatsache, das in Europa die Temperaturen  nicht nur im Frühjahr 1941, sonder ab Juni 1941 auch den Monate bis zum Jahresende  unter den Normalwerten blieben. Im November 1941 lag ein Kältezentrum südöstlich von der Ostsee, in der Mitte der militärischen Ostfront, und bescherte dieser einen sehr frühen Winteranfang ab Mitte November. Das war ein Monat früher als in den Vorkriegsjahren.  Im Dezember 1941 lag das Kältezentrum genau über der Östlichen Ostsee (TK10), was als Nachwies für einen Zusammenhang mit dem monatelang vorausgegangenen Seekrieg zu werten ist.

Schon die beiden ersten Wetterphasen während des Russlandfeldzuges kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass sie vom Krieg in Westeuropa mit beeinflusst worden sind. Da ist zunächst die Zeitspanne von Ende Juni mit Mitte August, die als gut aber trocken und staubig bezeichnet wird. Das wirft Fragen auf, der hier nicht nachgegangen wurde, war der Niederschlag merklich unter den Normalwerten geblieben und war die Regentätigkeit in West entsprechend höher ausgefallen, die, wie im Herbst 1939 in der Region von Wales/England bis Bayern,  mit dem Seekrieg in Westeuropa in Verbindung gebracht werden können? Die triff, im entgegen gesetzten Sinne,  auch auf die zweite Phase von Mitte Oktober bis Mitte November zu, wenn es um die Frage zu hoher Regenmengen und die Frage, ob der Seekrieg zu einer über dem Durchschnitt liegenden Luftfeuchtigkeit im Aufmarschgebiet beigetragen hat.

Im Fokus stand die dritte Wetterphase, das Winterwetter  für Barbarossa und in Westeuropa. In Westrussland, einschließlich der Ostsee (TK10) begann der Winter sehr früh, an der Ostfront, um vier Wochen, ab Mitte November 1941. Der kausale Zusammenhang mit den hohen Seekriegsaktivitäten in den Meeresgebieten Westeuropas liegt auf den Hand und bedarf eines überzeugenden Gegenbeweises, um entkräftet zu werden. Alle Aufsätze die schon während des Krieges erschienen sind, drücken Erstaunen, wenn nicht sogar Erschrockenheit, über die schwere aus. G. H. Lilijequist erklärt ihn sogar für den schwersten in Schweden seit über 200 Jahren. Dies betraf insbesondere im Januar 1942 die Region von Uppsala und Stockholm in mittel Schweden, rund um den Golf von Finnland, bis östlich von Leningrad, während im Februar 1942 die schwerste Kälte genau über dieser Region lag. Dazu schreibt F.B. Groissmayer (1944): „ganz ungeheuerlich ist die Januarstrenge in Schwede“.  Dem waren ein halbes Jahr eine anhaltende Auseinandersetzung zwischen der deutschen Marine und der Baltischen Flotte in der östlichen Ostsee und im Golf von Finnland, vorausgegangen, mit als 300 versenkten Schiffe, durch zig-tausende Bombe, Seeminen, Torpedos, Wasserbomben und in die Millionen gehenden Granaten und Geschosse, alle verbunden mit kleinen bis gewaltigen Explosionen. Die Fachliteratur zum Überfall auf Russland nimmt davon wenig Notiz und übersieht völlig, dass hier eine wichtige Ursache für das – glückliche- Scheitern der Wehrmacht liegt, Moskau vor Jahresende 1941 zu erreichen.

Dieser Zusammenhang wird durch den Verlauf des Vereisungsprozesses in der Ostsee bestätigt. Diese Beweisführung beruht auf zwei Säulen. Zum einen formte sich Eis in Bucht des Finnischen Golfs sehr früh, dieser blieb trotz andauernden extrem kalten Phasen dennoch bis Ende Januar 1942 weitgehend offen. Diese sehr auffällige Diskrepanz erklärt sich aus anhaltenden militärischen Einflüssen, die eine Eisbildung durch Wasseraustauschen von unten nach oben, verzögerte. Daraus resultiert die zweite Säle der Beweisführung, die mit „Schnelligkeit und Mächtigkeit“ umschrieben werden kann. Nachdem sehr stark über große Tiefen ausgekühlt war, verlief der dann erfolgende Vereisungsprozess sehr schnell und führte zu einer Eismächtigkeit, wie sie zuvor noch nicht beobachtet worden war.  Die untertemperierten aber nicht zu Eis gefrorenen Wasserschichten, werden dann noch ihren Beitrag zur extrem langen Dauer der Eissaison beigetragen haben.

Diese, eigentlich sehr simple Kausalkette, war der beratenden Meteorologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht bekannt. Ihre Wetterprognosen ermittelte sie anhand vorhandener Statistik, ohne die Bedeutung der Meere für den atmosphärischen Wasserhaushalt und die Lufttemperaturen und was eine frühzeitige Auskühlung der Nord- und Ostsee auf den Winter haben würde, zu berücksichtigen. Entsprechend erwiesen sich die Wettervorhersagen für die Winterbedingungen zwischen Berlin und Moskau als völlig daneben, von Grund auf falsch, naiv und inkompetent. Es hatte in diesem Fall –ausnahmsweise- nur Gutes bewirkt. Für Prognose wirkte als wenn sich Hitler und die Militärs sich selber in den Fuß geschossen hätte und trug dazu bei das der Blitzkrieg vor Moskau abgebrochen werden mu0te, was den Anfang vom Ende des Dritten Reiches markiert.

Es lässt sich feststellen, das die durch Seekrieg ‚geschundene Ostsee’ die Atmosphäre über der Ostfront so früh und nachhaltig in Winterkonditionen versetzte, das die Deutsche Wehrmacht und ihre Führung vor Moskau gestoppt wurde, für immer.