von Arnd Bernaerts
Seit 150 Jahren befassen sich
zwei Bereiche der modernen Wissenschaft mit dem Klima. Dabei handelt es
sich
zum einen um die Meteorologie und zum anderen um die Wissenschaftler,
die sich
im weiteren Sinne mit Fragen der Geophysik befassen. Dazu gehörte
zum Beispiel
u.a. auch der Physiker Svante Arrhenius, der 1903 den Nobelpreis
für Chemie
erhielt
.
Um den Beitrag der Meteorologie kurz zu umreißen, ist der erste Artikel der seit Januar 1884 erscheinenden Meteorologischen Zeitschrift ein markanter Ausgangspunkt. Es handelt sich um einen Bericht über die vulkanischen Ausbrüche des Jahres 1883, insbesondere über den Krakatau in der Sundastraße/Indonesien. Der erste Satz in dieser traditionsreichen Zeitschrift von dem Direktor der Deutschen Seewarte Neumayer lautet: "Das Jahr 1883 wird in der Geschichte unserer Erde hinsichtlich der Wirkung des Erdinneren auf die Kruste und was sich darauf befindet, eine denkwürdige Stellung einnehmen". Er meinte, daß die Wirkung der vulkanischen Vorgänge auf die die Erde umgebende Dunsthülle von besonderem Interesse sei[1]. Obwohl der Ausbruch des Krakatau die Sonneneinstrahlung auf die Erdoberfläche nachhaltig für mehrere Jahre verringerte, verlor sich das meteorologische Interesse alsbald. Das Wetter fand statt wie gehabt. Da das Klima damals wie heute als das durchschnittliche Wetter über einen längeren Zeitraum definiert wurde und der Krakatau die Statistik nicht durcheinanderbrachte, blieb der von Neumayer erwartete wissenschaftliche Schub aus. Die Meteorologie erkannte keinen tragenden Zusammenhang[2].
Aber die Atmosphäre war nicht die Domäne der Meteorologen allein. Seit der Mitte des letzten Jahrhunderts befaßte sich eine Anzahl von anderen Naturwissenschaftlern mit der Wirkung von Kohlendioxyd auf die Erwärmung der Erdhülle, nachdem schon 1827 erstmals die Wirkung des Gases in der Atmosphäre mit einer Abschirmung durch Glas verglichen worden war[3]. So stellte Plass 1956 fest, daß ein Jahrhundert wissenschaftlicher Arbeit nötig gewesen sei, um mit einiger Sicherheit den Umfang von CO2 zu kalkulieren[4]. Er vertrat die Auffassung, daß bei einer Verdoppelung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre die Lufttemperatur um 3,6°C steigen werde und die vorliegenden Beweise darauf hindeuteten, daß die atmosphärischen CO2-Konzentrationen eine bedeutende Ursache für Klimaveränderungen seien[5].
Die Theorie fand aber erst weitere Anhänger[6],
als erkannt wurde, daß eine Kälteperiode, die 1940
angefangen hatte, Mitte der
60er Jahre zu Ende gegangen war und seit 1980 die wärmsten Sommer
dieses
Jahrhunderts gemessen wurden, die Sahara sich ausdehnte, der El Nino
seinen
Sieben-Jahres-Rhythmus nicht einhielt und ab 1985 Nordamerika
Trockenheitsperioden zu durchstehen hatte. Mehr und mehr
Wissenschaftler sahen
einen Zusammenhang zwischen C02-Emissionen und einer Erwärmung der
Atmosphäre.
Aber erst als sich der Chefklimatologe der NASA, James Hansen, am 23.
Juni 1988
vor einem US- Senatsausschuß dahin geäußert hatte,
daß der Treibhauseffekt
Wirkung entfalte und er sich darüber zu 99% sicher sei[7],
gelang den Treibhaustheoretikern der Durchbruch
.
Zur Freude der Umweltschützer und zur kurzfristigen Verärgerung vieler Meteorologen[8] wurde der Treibhauseffekt zum thematischen Dauerbrenner der Presse, einer verängstigten Öffentlichkeit und erschrockener Politiker. Niemals zuvor sei ein wissenschaftliches Problem zu solcher Dominanz in der politischen Arena aufgestiegen, wurde festgestellt[9] und keiner wollte mehr im Abseits stehen. Die Wissenschaft war geeint. Das Forum war das von den Vereinten Nationen organisierte 'Intergovernmental Panel on Climate Change' (IPCC)[10]. In kaum mehr als einem Jahr wurde durch die Zusammenarbeit von nahezu allen Forschern, die einen wesentlichen Beitrag zur Wissenschaft über Klimaveränderungen geleistet hatte[11], ein Bericht fertiggestellt und auf der 2. Weltklimakonferenz im November 1990 in Genf der internationalen Politik vorgelegt[12]. Im Januar 1992 bestätigte das IPCC diese Ergebnisse erneut.[13] Bereits in dem IPCC-Bericht von 1990 ließ die Wissenschaft für Zweifel an der Klimarelevanz von C02 wenig Raum[14] und erklärte, daß es nicht mehr um das ob, allenfalls um das Tempo des Eintritts von Klimaveränderungen ginge. Der Abschluß einer Klimakonvention mit dem vorrangigen Ziel, die Treibhausgasemissionen nachhaltig zu reduzieren, sei dringend geboten[15].
Auf dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro vom 3. bis 14. Juni 1992[16] wurde diese Forderung zum Inhalt Internationaler Politik gemacht. Noch während der Konferenz zeichneten 154 Staaten das "Rahmenübereinkommen zu Klimaveränderungen der Vereinten Nationen". Gleichwohl war die Kritik an dem Übereinkommen unüberhörbar. Diese zielte nicht auf das Ob oder Wie, sondern darauf, daß die Politik sich nicht auf einschneidendere Maßnahmen zur Treibhausgasreduzierung hatte einigen können[17]. Die äußerst schwierigen Verhandlungen wurden im Kern dadurch verursacht, daß die USA ihre Zustimmung zu einer verbindlichen Festlegung von CO2-Quoten verweigerte. Dazu sagte der Generalsekretär der Konferenz Maurice Strong: "Die Beweise dafür, daß das Klima in Gefahr ist, sind erheblich. Das Übereinkommen wird nicht reichen. Es wird sich alsbald zeigen müssen, ob es zur Reduzierung von Treibhausgasen, die die Atmosphäre gefährden, kommen wird.“[18] Dafür, daß das Klimaübereinkommen Sinn macht, will sich Umweltminister Klaus Töpfer einsetzen. "Unser erstes Ziel ist die Folgekonferenz zur Klimakonvention, damit dort nun Nägel mit Köpfen gemacht werden", erklärte er am Ende des Erdgipfels in Rio[19].
Da auch andere Stimmen kommentierten, daß das Ergebnis zwar nicht optimal sei, aber immerhin ein Anfang[20] und man jetzt den eingeschlagenen Weg nur beharrlich weitergehen müsse, sieht es so aus, als wenn die Klimageschichte damit geschrieben sei und zum Schutz des Klimas nur noch die verbindliche Festlegung und die Höhe der Quoten für die Reduzierung von Treibhausgasen fehlen. Aber das kann sich als dramatische Fehleinschätzung erweisen.
Wenn ein Problem erkannt worden ist, dann wächst der Wunsch, es zu lösen. Ein Plan muß entworfen werden. Der Plan muß umsetzbar sein. Der Gesetzgeber bzw. der Jurist ist gefordert. Planung zum Klimaschutz bedarf der Umsetzung eines genau bezeichneten Sachverhalts und der Festlegung der Ziele und des Umfangs von Rechten und Pflichten. Dies geschieht durch anwendbare und durchsetzbare Gesetze und Regeln. Gesetze und internationale Verträge sind damit die ultima ratio für die Konflikt- bzw. Problembewältigung. So war es nur konsequent, daß die Wissenschaft auf der 2. Weltklimakonferenz im November 1990 in Genf forderte, daß die Staaten umgehend mit den Verhandlungen über eine Klimakonvention beginnen sollten, damit ein entsprechendes Übereinkommen 1992 gezeichnet werden könnte. Die gesetzliche Gestaltung ist somit ein wichtiges Element der Problembearbeitung, und es bedarf keiner Erläuterung, warum hier dazu eine Beurteilung aus der Sicht eines Juristen angeboten wird.
Ebenso wie ein Anwalt seinen Mandanten nur vertreten kann, wenn er über den Sachverhalt gut - und tatsachengetreu - informiert wurde, so hängt in der Regel die Qualität von Gesetzen in erheblichem Umfang davon ab, wie gut, umfassend und präzise dem Gesetzgeber der zu regelnde Sachverhalt bekannt gemacht worden ist. Soweit die im Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) repräsentierte Wissenschaft der Politik vorgegeben hat, daß Treibhausgase, globale Erwärmung und Klimaveränderungen in einem kausalen Zusammenhang stehen, könnte mit dem Klimaübereinkommen von Rio im Ansatz ein korrespondierendes Instrument geschaffen worden sein.
Voraussetzung ist jedoch, daß zunächst die Sachverhaltvorgabe das Problem angemessen umschreibt. Und hierzu sind erhebliche Bedenken anzumelden. Nachdem vor einigen Jahren saurer Regen und Ozonloch als gravierende Umweltprobleme erkannt wurden, soll nun auch das Wetter in Gefahr sein. Weil das Wetter seit jeher jedermanns Sache ist, war die Öffentlichkeit nachhaltig aufgeschreckt und die Politik unter Druck. Innerhalb eines Jahres nach James Hansens berühmtem Auftritt vor dem US-Kongreßausschuß formulierten die Regierungschefs der sieben Industriestaaten in Paris 1989 folgendes: "Die wachsende Komplexität der Zusammenhänge, um einen Schutz der Atmosphäre zu erreichen, verlangt neue Wege für Lösungen".[21]
Somit war auch die hohe Politik schnell davon überzeugt, daß das Klima eine atmosphärische Angelegenheit sei. Um wirksamen Klimaschutz zu planen, ist diese Sachverhaltsvorgabe aber wohl zu unbestimmt. Aus der 'Sicht eines Nautikers' - Seefahrer sind bekanntermaßen mehr dem Meer verbunden als der sich über den Ozeanen befindlichen Luft - soll zunächst diskutiert werden, ob die der Rio-Konferenz vorgegebenen Sachverhaltsvoraussetzungen konkret genug waren, um sich der Klimaproblematik nachhaltig anzunehmen. Auch wenn es jetzt über 20 Jahre her ist, daß der Referent als Kapitän die Meere befuhr, so trifft vielleicht die folgehde Bemerkung von Neumayer aus dem Jahre 1884 gleichwohl auch auf ihn zu: "Diese Notizen mußten um so wertvoller erscheinen, als dieselben von Seeleuten herrührten, die durch jahrelanges Beobachten auf See daran gewöhnt sind, Naturerscheinungen aufzufassen und in schlichter Weise zu schildern, während sie, zeitweilig vom Verkehr abgeschlossen wie sie sind, in ihren Wahrnehmungen und Schilderungen nicht beeinflußt werden konnten".[22]
Dies trifft hier vielleicht insoweit zu, als die Grundlage für das Klimaverständnis aus der "Sicht des Nautikers" schon vor über 20 Jahren, als er junger Steuermann war, in Grundzügen feststand. Obwohl auch er sich damals nicht der Euphorie des anbrechenden Zeitalters der Raumfahrt völlig verschließen konnte, hielt er es für notwendiger, den technischen Fortschritt zunächst für die Erforschung der Meere einzusetzen. Denn langfristige und zuverlässige Wettervorhersagen würde man nur durch gründliche Meeresforschung erreichen können, Da dies bislang unterblieben ist, konnte die Londoner 'The Times' erst vor wenigen Monaten in einem Leitartikel ironisch bemerken[23], „daß die völlige Nichtvorherbestimmbarkeit das bezeichnende Charakteristikum des Wetters sei. Möglicherweise sei es genau das, was unsere unverständlichen Wetteransager deutlich machen wollen“.
Die nachfolgende Darstellung wird sich daher
zunächst mit der Ermittlung des Sachverhaltes befassen, der
für einen Klimaschutz
erforderlich erscheint, und sich danach mit der rechtlichen Komponente
auseinandersetzen
.
Vorab noch eine grundsätzliche Feststellung, um Mißverständissen vorzubeugen. Die
Umweltschädlichkeit von Gasemissionen in die Atmosphäre soll nicht in Frage gestellt
werden. Auch das Bestreben, durch CO2-Reduzierungen
Energieeinsparungen zu erreichen, steht hier nicht zur Debatte. Hier
soll es
ausschließlich um die Frage gehen, ob die bisherigen
Anstrengungen zum
Klimaschutz die Grundlage für eine überzeugende Planung sind
oder welcher
Handlungsbedarf angezeigt erscheint
Es gibt Lügen, verderbte Lügen und dann gibt es noch die Statistik, klagte einst ein Staatsmann und Schriftsteller[24]. Aber ohne geht es wohl auch nicht[25], und wenn man die Treibhaus-Diskussion Revue passieren läßt, dann ist soviel Statistik im Spiel, von Computern und Rechenmodellen ganz zu schweigen, daß eine kurze Übersicht über statistische Basiswerte auch hier nicht fehlen sollte.
Bei 'abgeschalteter' Sonne, läge die Temperatur der Atmosphäre nur 28°C über dem absoluten Nullpunkt, d.h. bei -245°C. Mit Sonne, aber ohne Wasser würde die Durchchnittstemperatur auf der Erde bei -11°C liegen, ermittelt aus einer Tagestemperatur von ca. + 135°C und einer Nachttemperatur von ca. -155°C[26].
Operiert man weiter mit Durchschnittszahlen, wird auch unter Einbeziehung der globalen Wassermassen der Eindruck erweckt, als ändere sich nicht viel. Die Ozeane haben eine Durchschnittstemperatur von +5°C und die Atmosphäre bringt es auf -17°C. Ermittelt man daraus den Durchschnitt, dann ist man bei -6°C, bei einem Wert, der nicht sehr weit von den -11° C eines wasserlosen Planeten liegt. Würde man aus diesem Sachverhalt Schlüsse ziehen wollen, läge es nahe zu argumentieren, daß Wasser wenig zum Wärmehaushalt der Erde beiträgt. Aber mit diesem Ansatz hätte man sich von der Statistik 'einwickeln' lassen. Denn mit einem anderen Ansatz sieht die Welt ganz anders aus.
Ausgangspunkt ist, daß die Meere groß und tief sind. Würde man alle Kontinente bis zu einer Tiefe von 3000 Metern abtragen und in der Tiefsee ablagern und damit eine Erd oberfläche schaffen, die rund um den Globus den gleichen Abstand zum Erdmittelpunkt hätte, dann wäre der Erdball von einem Meer mit einer Wassertiefe von fast 3000 Metern umspült. Das Meer ist ein Faktor, den man auch dann nicht übergehen darf, wenn es 1/3 der Erdoberfläche den Landmassen hat überlassen müssen.
Denn eines der herausragenden Elemente für das Klimageschehen ist die Wärmekapazität von Wasser. Während der Seefahrer kaum Unterschiede zwischen Tag- und Nachttemperaturen feststellen wird, muß der Beduine in der Wüste regelmäßig mit einem Temperatursturz von 20°C und mehr jede Nacht rechnen. Weder der Erdboden noch trockene Luft sind in der Lage, die Temperaturen ohne Energienachschub durch die Sonne auch nur kurzfristig stabil zu halten. Das wohl bekannteste Ereignis, das dies demonstriert, sind die Landwinde, die nur wenige Stunden nach Sonnenuntergang einsetzen[27]. Für den täglichen Gebrauch stellt sich das nur als ein Wechselspiel dar, denn kaum ist die Sonne ein paar Stunden am Himmel, dann setzt der Seewind ein, d.h. die kältere Luft über dem Meer wird zu den Landmassen gesaugt. Zur Erklärung der Funktion des Natursystems sind die Beispiele jedoch hilfreiche Ansatzpunkte zum Verständnis. Denn es läßt sich daraus die Schlußfolgerung ableiten, daß die Meere klimatisch die Landmassen dominieren, hier bezogen auf eine sehr kurze Zeitperiode.
Teilt man die Atmosphäre in ihre zwei Wärme- bzw. Energieträger Wasser und Treibhausgase (CO2, Methan usw.) auf, so entfallen auf die Luftfeuchtigkeit gerade soviel wie eine zwei Meter, bzw. die Treibhausgase gerade soviel wie eine ein Meter tiefe Meerwasserschicht an Wärmekapazität hält. Was das in der Praxis bedeutet, wurde wie folgt beschrieben: Um die Temperatur der Atmosphäre um 1 °C Grad ansteigen zu lassen, müßte man die Temperatur der oberen Meerwasserschichten von drei Metern Tiefe um den entsprechenden Grad absenken[28].
Eindrucksvoll wurden die elementaren
Dimensionsverhältnisse zwischen den oberen 240 Tiefenmetern der
Ozeane, der
Atmosphäre und dem Land von A.S. Monin herausgearbeitet. Nach
Feststellung der
Massenverhältnisse von 16.4 zu 1 zu 0.45, gibt er die
Wärmekapazitätsverhältnisse für die Ozeane mit
68.5, für die Atmosphäre mit 1
und für das Land mit 0.45 an[29].
Da die Wärmekapazität der Atmosphäre zu 2/3 der
Luftfeuchtigkeit zuzurechnen
ist, ergibt sich zwischen dem C02, Methan etc. und der oberen 240 Meter
Wasserschicht ein Verhältnis von 1:215. Umgesetzt auf eine
Durchschnittstiefe
der Meere von über 3600 Metern, dürfte das Verhältnis
bei weit über 1 :2000
liegen[30]
Aktuell geht es aber nicht generell um die Wärmekapazität der Atmosphäre, sondern die Bedeutung der erhöhten Treibhausgaswerte. Im Jahr 1990 war die Konzentration des C02 um ca. 25% höher als vor rund 200 Jahren (Anstieg von 280 ppmv auf 353 ppmv)[31]. Wenn es daher um eine statistische Gewichtung des Wärmepotentials geht, könnte man daran denken, die Wirkung von einer Meerwasserschicht von gerade 0,25 Meter Tiefe zum Vergleich heranzuziehen. Aber damit würde man selbst diese dünne Schicht unterbewerten. Schließlich ist jeden Tag die Sonne ins Geschehen eingespannt und ca. 80% der einkommenden Sonnenenergie wird über die Meere in die Atmosphäre eingespeist[32].
Da ein erheblicher Teil der vom Meer aufgenommenen Wärme auch sofort wieder abgegeben wird, können bereits wenige Zentimeter der Meeresoberschicht eine nachhaltigere Wirkung auf die durchschnittlichen Luftemperaturen haben als andere Faktoren. Aber ob das so ist, wird die Welt der Statistik kaum beantworten können, gleichviel wie lange man mit weiteren Vergleichen aufwartet. Immerhin deuten solche Vergleiche darauf hin, daß der unter 'global warming' bekannte Temperaturanstieg nicht unbedingt vorrangig eine atmosphärische Angelegenheit ist.
Wenn man in 'The Encyclopedia of Climatology' den Satz lesen kann: Die Ozeane sind stärker in einem dynamischen Gleichgewicht als die Atmosphäre[33], oder bei Graßl/Klingholz ausgeführt wird: Die Ozeane sind allerdings sehr, sehr träge[34], so stellt sich die Frage, wie es zu diesen Feststellungen gekommen ist. Beruhen sie auf 'Gefühl' oder auf naheliegenden Schlußfolgerungen aufgrund beobachteter Sachverhalte. Die physikalischen Dimensionen von Abläufen in der Natur sehen auf jeden Fall anders aus. Denn wenn in einem Kubikmeter Wasser mehr Energie ist als in einer Luftsäule von mehreren Kilometern, dann ist selbst ein Orkan mit 100km/h nicht viel dynamischer als eine Meereströmung mit nur wenigen km/h. Würden die Meere nicht Sekunde auf Sekunde, Stunde auf Stunde (Landwind) usw. ihren Beitrag zur Wärmestabilität der Atmosphäre liefern, sähe die Welt anders aus. Die zitierten Ausagen sind relativ und deuten an, daß die Ozeane keinen so rechten Platz im Beobachtungsfeld der Wissenschaft gehabt haben. Die Vorstellungswelt, die durch tägliches Erleben atmosphärischer Aktivitäten geprägt ist, scheint 'dimensionsgerechte' Vergleiche mit den Meeren zu behindern.[35] Schon der bereits zitierte Direktor der Deutschen Seewarte Neumayer sprach nur vom Interesse an der Wirkung der vulkanischen Ausbrüchen im Jahr 1883 auf die die Erde umgebende Lufthülle[36]. Die Ozeane wurden damals und bis in die jüngere Vergangenheit bei dem Bemühen um das Verstehen der atmosphärischen Erscheinungen wenig beachtet. Noch im Jahr 1988 beriefen sich James Hansen (s.o.) und die Vertreter der Treibhaustheorie zur Begründung ihrer Thesen auf die Analyse von Statistiken. Die Statistik, unterstützt von Computermodellen, feierte nie dagewesene Triumphe.
Mit einer auf die Atmosphäre ausgerichteten und von
der Statistik beherrschten Betrachtungsweise hat man
möglicherweise eine Reihe
von Chancen verstreichen lassen, bei ungewöhlichen Ereignissen die
Wirkungsmechanismen des globalen Natursystems hinreichend konkret zu
beschreiben. Dies soll nachfolgend an wenigen Beispielen dargestellt
werden, da
sie erheblich zur klimatischen Sachverhaltsfindung beitragen
können. Es liegt
in der Natur der Sache, daß es sich dabei nur um Thesen handeln
kann. Ein
Nachweis muß anderweitig erbracht werden. Gleichwohl könnte
es helfen, die
Schwerpunkte zu lokalisieren, ohne die Klimaforschung und Klimaschutz
wenig
erfolgversprechend sind.
a) Der Stand der Dinge
Die Zirkulation in der Atmosphäre war ein Jahr nach drei Vulkanausbrüchen 1883, darunter der Krakatau im August 1883, übernormal und sank dann zum kräftig entwickelten Minimum im Jahr 1888, schrieb Artur Wagner in seiner Abhandlung über Klimaänderungen im Jahr 1940[37].Allensfalls durch feinen Staub in hohen Schichten könne es zu einer Abschwächung der Einstrahlung kommen. Auch andere Autoren erörtern den Krakatau nur unter Gesichtspunkten wie Sonnenabschirmung und als Ursache für Eiszeiten[38]. Bis heute beschränkt sich die Feststellung zur Wirkung großer Vulkanausbrüche auf kaum
mehr, als daß es kurzfristig kälter werden kann[39]. Von der Neumayer'schen Euphorie im Januar 1884 bleibt nicht viel übrig und - wie es scheint - hat dies kaum Erkenntisse für die Wissenschaft erbracht. Hat der Krakatau wirklich so wenig Spuren hinterlassen oder hat man sie nur nicht erkannt?
b) Die Beobachtungen nach Krakatau und der Stabilisator
Schon kurze Zeit nach dem Hauptausbruch des Krakatau am 27. August 1883 wurden ungewöhnliche Beobachtungen gemeldet, die von Neumayer zusammengestellt wurden[40].
Hier einige Beispiele aus Schiffsberichten aus aller Welt im Jahr 1883:
03. Sept.: In den letzten Tagen ist über den Cumulus- resp. Stratus-Wolken noch eine ziemlich gleichmäßige graue Wolkenmasse, welche gewöhnlich den ganzen Himmel bedeckt;
03. Sept.: Um Mittag diesige graue Luft. Diesige, graue naßfallende Luft gegen Abend;
05. Sept.: Die Luft sieht gelb und wässerig aus;
07. Sept.: Die Atmosphäre schien mit sehr kleinen, gleichmäßig verteilten Dunstwolken gefüllt
13. Sept.: Es ist immer noch der gelbliche 'Dies' in der oberen Atmosphäre;
11. Okt.: Feurige Luft, wolkenloser Himmel;
05. Nov.: Fahl aussehende Luft;
10. Dez.: Die Luft war sehr rein und sah aus wie im südlichen Indischen Ozean in der Orkanzeit;
13. Dez.: Bleifarbener Himmel.
Die Beobachtungen wurden fortgesetzt, gesammelt, ausgewertet und ausführlich diskutiert.
Fünf Jahre nach dem Ausbruch des Krakatau fanden mit dem Bericht "Report of the Krakatoa-Committee of the Royal Society", die wissenschaftlichen Aufarbeitungen der Ereignisse des Jahres 1883 ihren vorläufigen Abschluß. Sie wurden von J.M. Pernter in der Meteorologischen Zeitschrift von 1889 zusammenfassend dargestellt. Die nachfolgenden Angaben beruhen im wesentlichen darauf[41].
Das erstaunlichste an dem Bericht ist, daß er keine Erörterung einer mögliche Relevanz der Meere enthält. Auch die Frage nach einer Veränderung der durchschnittlichen Lufttemperaturen hat sich anscheinend nicht aufgedrängt. Zwar stellte man damals alsbald fest, daß die Sonneneinstrahlung über mehrere Jahre nachhaltig verringert war, gleichwohl wurde der Lufttemperaturentwicklung wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Abschirmung muß stark geschwankt und in sehr unterschiedlicher Stärke aufgetreten sein. Insgesamt wird von einem Abschirmeffekt im Durchschnitt von ca. 10% über vier Jahre ausgegangen, wobei auf der Nordhalbkugel (Paris) im Herbst 1885 die Reduzierung der Sonneneinstrahlung mit 25% ihren höchsten Wert erreichte[42].
Bei einer so starken Verminderung der Sonneneinstrahlung spricht zunächst alles dafür, daß sich dies nachhaltig auf die atmosphärische Dynamik auswirken müsse. Aber die Durchschnittstemperaturen sollen nur sehr geringfügig gefallen[43] und die atmosphärische Zirkulation noch im Jahr 1884 übernormal gewesen und erst im Jahr 1888 zu einem kräftig entwickelten Minimum gesunken sein[44]. Mag auch die Welt der Statistik durch den Krakatau nicht aus dem Gleichgewicht gebracht worden sein, in der Welt der Natur spielte sich wohl doch etwas anderes ab. Ohne die stabilisierende Wirkung der Meere wäre die Wirkung des Krakatau katastrophal gewesen. Wer im warmen Badewasser sitzt, den stört es nicht, wenn die Heizung abgeschaltet wird - zunächst jedenfalls nicht. Was kann schon in den höheren Breiten der Erde passieren. wenn der Warmwassernachschub aus den Tropen bereits unterwegs ist. Erst nach einiger Zeit und anhaltender Sonnenabschirmung wird sich ein Abkühlungseffekt bemerkbar machen können. Mit erheblicher Deutlichkeit hat sich der maritime Einfluß dadurch bemerkbar gemacht, daß in küstennahen Gebiete in 1884 überdurchschnittliche Temperaturen festgestellt. während für kontinentale Landmassen, wie Rußland, Sibirien, Indien, China, Canada und die USA (soweit ohne atlantischen Einfluß) in den Jahren bis 1888 sehr kalte Winter registriert wurden[45].
Dies könnte man als Zufall abtun, wenn nicht die Zeit bis 1886 von einem anderen Phänomen begleitet gewesen wäre, einem "Dunstnebel", jener eigentümlich rauchigen Trübung der Atmosphäre, welche sowohl in den Tropen als auch außerhalb derselben beobachtet wurde. Wenn Pernter ferner feststellt (S. 410): "Als ständiger Begleiter der außergewöhnlichen optischen Erscheinungen in der Atmosphäre während der ganzen Dauer der atmosphärisch-optischen Störung erscheint der Dunstnebel", dann hat - untechnisch gesprochen - die Natur einen 'Deckel drauf gestülpt' und dadurch die Meere vor einer zu raschen Abkühlung bewahrt. Der Deckel bestand aus vom Krakatau gelieferten Zutaten und vom Meer geliefertem Wasserdampf. Bedingt durch die 'Verunreinigung' der Atmosphäre durch den Vulkanausbruch, präsentierte sich und agierte die Lufthülle anders, als man es gewohnt war. Wie Nebel über einer Wasserfläche einen Wärmetransport stark einschränkt, kann der Dunstnebel auch nicht ohne nachhaltige Wirkung geblieben sein. Der damalige Disput darüber, ob der Krakatau den Wasserdampf mitgeliefert habe (Pernter, S. 414), hätte wohl nicht stattgefunden, wenn man von der Prämisse ausgegangen wäre,
daß die obere Meerwasserschicht (statistisch) um ca. 30°C wärmer ist als die Atmosphäre. Daß erst im Jahr 1888 die Luftzirkulation ein Minimum erreichte, ist nicht verwunderlich. Ab Mitte der 1880er Jahre mußte sich eine 'Schwächung' der Meere in den höheren Breiten bemerkbar machen. Je weniger Wärme das Meer in die Atmosphäre einspeist, desto schwächer wird auch die Dynamik in der Lufthülle. Deutlich wird dies auch durch die Feststellung, daß drei Jahre nach Krakatau die Temperaturen über Land stärker anstiegen als die über den Meeren[46].
c) Die verpaßte Chance
Wenn Klima durch das durchschnittliche Wetter erklärt und den Ozeanen nur ein statischer Platz im Naturgeschehen zugestanden wird, wie bis vor kurzem geschehen, dann könnte man wohl tatsächlich zur Tagesordung übergehen und Krakatau als nettes Naturereignis, das für schön-dramatische Sonnenuntergänge sorgte, zu den Akten legen. Aber bei einer temporären Abkühlung der Meere wird ja nicht so mal eben der oberen Meeresschicht gleichmäßig etwas Wärme entzogen. Da die Ozeane ein chaotisches System sind[47], muß unterstellt werden, daß sich die Tendenzen des Gesamtsystems verändern, wenn ein Ereignis wie der Ausbruch des Krakatau eintritt und über 3-4 Jahre seine Wirkung zeigt. Daß die Summe der statistischen Werte (insbesondere die globale Durchschnittstemperatur) letztendlich keine oder nur geringe Abweichungen zeigten, kann kein Beweis dafür sein, daß das Ereignis keine klimatische Qualität hatte. Ein Ereignis, das für mehr als drei Jahre die Sonne zu ca. 10%"abschirmt, kann nicht ohne Einfluß auf die Meeresströmungen bleiben und muß klein oder große, kurz- oder langfristige Konsequenzen haben. Ferner kann nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, daß nach dreijähriger "Reinigung des Himmels" von vulkanischer Asche; Bimsteinstaub und schwefeliger Säure, die ja zu über 2/3 im Meer landen, dieses darauf nicht in der einen oder anderen Weise reagiert.
Auch nach dem Ausbruch des Katmai 1912 erhöhten sich die Temperaturen in den niedrigen und mittleren Breiten um bis zu 1°C und noch stärker in den höheren Breiten. Dazu schreibt Wexler vom US Weather Bureau 1951: Die Erwärmung in den mittleren und niedrigen Breiten kann von einer klareren Luft und verstärkter Übertragung von Sonnenstrahlen herrühren, aber die Erwärmung im Winter in hohen Breiten während der arktischen Nacht muß eine andere Erklärung finden[48]. Natürlich, man hätte einmal an die Meere denken sollen.
a) Das Ereignis aus dem Nichts - Die Kälteeperiode 1940- 1965
Feststeht, daß ab 1920 eine markante Aufwärmperiode begann, die 1940 in eine Abkühlphase umschlug, die dann bis ca. 1965 dauerte. Dazu gibt die Bundestag-Enquete-Kommission (1990) nicht mehr als die folgende Erklärungshilfe:
"Ungewöhnlich starke Temperaturerhöhungen sind in der Nordhemisphäre in den zwanziger Jahren und zuletzt in den achtziger Jahren zu beobachten, in denen die Temperatur im Mittel um mehr als 0,1.C pro Dekade zugenommen hat. Diesem starken Temperaturnstieg steht eine Abkühlung der bodennahen Luftmassen zwischen 1940 und 1965 von insgesamt etwa 0,4°C gegenüber. Diese starken und auf die Nordhemisphäre beschränkten Temperaturschwankungen werden auf die Einwirkung verschiedener Klimaparameter zurückgeführt, die über den Kontinenten und damit in der Nordhemisphäre besonders ausgeprägt sind“. [49]
Der Leser darf raten, was sich hinter den 'verschiedenen Klimaparametern' verbirgt. Konkreter ist da J. Murray Mitchell, wenn er feststellt: Die Erwärmung des globalen Klimas während der 20er und 30er Jahre kann zum Teil darauf zurückgeführt werden, daß es während dieser Zeit zu keinen Vulkanausbrüchen gekommen ist, während die Abkühlung, die in den 60er Jahren ihren Höhepunkt erreichte, erklärt werden kann mit einer erneuten vulkanischen Tätigkeit, einschließlich der großen Eruption des Agung in 1963[50]. Mit Mitchell's Ausführungen ist die Verwirrung jedoch komplett. Zum einen war der Agung der erste große Vulkanausbruch nach langer Zeit, der Agung liegt in Indonesien, und in 1963 war die Kälteperiode fast zu Ende. Darüber hinaus war der Kälteeinbruch im Jahr 1940 abrupt.
b) Das 1940er Ereignis aus der Tiefe des Nordatlantik
Im Jahr 1940 sowie den darauffolgenden Jahren war der Nordatlantik und insbesondere die norwegische Küste bis hinüber nach Island und hoch bis Spitzbergen von einer Unzahl von Unterwasserexplosionen und ausgedehnten Seeschlachten betroffen.[51]Obwohl auch enorme Sprengkraft im Pazifik unter die Meeresoberfläche gebracht wurde, ist gerade das Seegebiet südlich von Spitz bergen, wo das Wasser des Golfstroms über schwieriges Meeresbodenterrain in die Tiefsee abfließt, ein besonders sensibles Gebiet für Störungen.[52]
Gerade wegen der Bedeutung des Golfstroms für den Wärmehaushalt der nördlichen Hemisphäre und besonders für Europa, verwundert es, daß man dem Einfluß der Seekriegführung auf den Temperatursturz ab 1940 bisher nicht nachgegangen ist. Die Aus gangsüberlegung dafür ist die Tatsache, daß nureine sehr dünne Oberschicht der Meere hohe Temperaturen aufweist, während 75% des Meere kälter als + 4°C sind.
Imallgemeinen fallen die Wassertemperaturen mit der Tiefe. Wenn nun wärmeres Oberflächenwasser mit tieferen Wasserschichten ausgetauscht wird, so muß der "Badewassereffekt" des Meerwassers abnehmen und damit auch die Temperatur der sich darüber befindliche Luft. Andererseits muß aber eines Tages die 'in die Tiefe gedrückte Wärme' wieder auftauchen und dann die durchschnittliche gemessene Lufttemperatur überproportional anheben. Insoweit ließe sich der stärkere Temperaturanstieg seit Anfang der 1970er Jahre erklären. Denn alles, was die Meere an Wärme unter der Meeresoberfläche halten, bleibt so lange gespeichert, bis sie es an die Atmosphäre abgeben. Darüber hinaus müssen umfangreiche Unterwasserexplosionen sich auf die vorhandenen Strömungsverhältnisse auswirken. Im nördlichen Atlantik, hoch bis zur Barentsee, kann sich jede Störung besonders eindrucksvoll bemerkbar machen.
c) Die Wärme periode ab 1920. Auswirkung des 1. Weltkrieges?
Im Jahr 1920 setzte ziemlich plötzlich eine Erwärmung ein. Festgestellt wurde, daß sich in den Randbereichen des nördlichen Atlantik (und nur im Atlantik) ab 1920 die Wassertemperaturen plötzlich stark erhöht hatten. Dieser Zustand hielt in den Gewässern vor Grönland bis ca. 1930 und bei Island und nördlich von England bis Anfang 1940 an[53]. Optisch war der Umschwung deutlich an einem außerordentlich starken Zurückgehen der Eisgrenze in der Barentsee ab Beginn 1920 festzustellen, berichtet Wagner[54]. Er weist ferner darauf hin, daß in den Jahren von 1912 bis 1918 in der Barentsee eine mittlere Abweichung von der durchschnittlichen Wasseroberflächentemperaturvon -0,7°C, im Jahr 1920 jedoch eine Abweichung von fast + 1 °C festgestellt wurde, was eine Temperaturzunahme von + 1 ,7°C in einem sehr kurzem Zeitraum bedeutet. Interessant ist auch das bei Wagner zu findende folgende Zitat:
"Schließlich erwähnt Scholasky, daß die Erwärmung des Polargebietes im Jahr 1921 begonnen habe, und schreibt: Der Zweig des Nordatlantischen Stromes, der in den Arktischen Ozean am Rande des Kontinentalschelfs bei Spitzbergen eintritt, hat an Mächtigkeit so wesentlich zugenommen, daß die Deckschicht kalten Wassers, die zu Nansens Zeit 200 m dick war, jetzt auf weniger als 100 m reduziert worden ist."[55]
Um in einer Oberflächenschicht von zig-Dutzend Metern nachhaltig "Unordnung" zu schaffen, bedurfte es nicht erst der Feuerkraft des 2. Weltkrieges. Auch der Seekrieg im nördlichen Atlantik von 1914 bis 1918 bestand nicht aus Scharmützeln. Da feststeht, daß es während dieser Zeit einen Abwärtsknick bei den durchschnittlichen Lufttemperaturen gegeben hat, kann dies durch den bereits beschriebenen Wasseraustausch hervorgerufen worden sein. Zusätzlich können die Wasserexplosionen auf die Strömungsverhältnisse in einer Weise eingewirkt haben, die zu einer langfristigen Erwärmung des nördlichen Nord- atlantiks und der Barentsee führten.
d) Die unendeckte Chance
Weder 1940 noch 1918/20gab es ein atmosphärisches Ereignis, das Temperaturschwan-
kungen für die Perioden von 1920-1940und 1940-1965erklären könnte. Große Vulkan- ausbrüche haben nicht stattgefunden. Für die Kälteperiode scheidet das CO2 als Verursacher aus. Aber auch für die Wärmeperiode kann wegen der Plötzlichkeit des Umschwungs der Treibhauseffekt nicht unmittelbar in Betracht kommen. Auch für eine nennenswerte mittelbare Beteiligung bleibt wenig Raum. So wurde in der Barentsee festgestellt, daß sich die Warmwassermassen aus der Tiefe zur Oberfläche hin ausdehnten, d.h. die 0°-Isotherme verlagerte sich von unten nach oben.[56]
Als Resümee soll hier festgehalten werden, daß es starke Hinweise dafür gibt, daß die Klimaveränderungen von 1920 und 1940 nur dann bewerten werden können, wenn die beiden Seekriege dieses Jahrhunderts auf ihre Klimarelevanz umfassend untersucht worden sind.
a) Poisoners of the Sea (Die Verschmutzer der Meere)
Unter diesem Titel veröffentlichte K.A.Gourlay (London 1988) eine Bestandsaufnahme zur Belastung der Meere[57]. Aber weder er noch sonst die Wissenschaft hat bisher erörtert, welchen Einfluß die enorme Meeresverschmutzung auf den Wärmehaushalt und insbesondere die Strömungsverhältnisse gehabt hat oder haben wird. Wenn ernsthaft in Erwägung gezogen wird - was ganz sicher notwendig ist -, daß durch Emissionen in die Atmosphäre eine Verschiebung des Naturgleichgewichts eintreten kann, dann wird man den industriellen Einfluß auf die in den Meeren geballte Dynamik ganz sicherlich nicht unbeachtet lassen können. Der Absinkprozeß des Wassers des Golfstroms im nordöstlichen Atlantik könnte langfristig auch durch das Wasser aus der Nordsee oder sonstige Meeresverschmutzung beeinflußt werden, gleichviel ob mit oder ohne weitere Prise Salz, wie kürzlich zum Thema gemacht (siehe Fn 51).
b) Täglich achtmal zum Mond - Erwärmung im Kielwasser?
Oben ist ausgeführt worden. daß jeder Austausch von Wasser zwischen oberen und tieferen Schichten sehr schnell Folgen haben kann. Registriert sind über 30.000 Seehandelsschiffe. Wenn davon die Hälfte jeden Tag ca. 275 Seemeilen (ca.500 km) zurücklegt, so wird auf einer Strecke, die achtmal der Entfernung zum Mond oder 1500-mal der Entfernung vom Englischen Kanal zur Ostküste Nordamerikas entspricht, das Meerwasser in einer Breite von ca. 30 Metern und einer Tiefe von ca. 15 Metern (alles Grobschätzungen) "umgeschichtet". Auf ein Jahr hochgerechnet würde damit der Atlantik von Island bis zu den Rossbreiten in einer Tiefe, die ungefähr soviel Wärmekapazität hält wie die gesamte Atmosphäre, einmal "umgepflügt". In der Regel wird dabei wärmeres Wasser durch kälteres Tiefenwasser ausgetauscht.
Was wirklich passiert und wie es sich auswirkt, kann man heute wohl nicht sagen. Es liegen so gut wie keine Meßreihen vor, die aussagefähige Feststellungen liefern über die Isothermenstruktur und deren Entwicklung über einen längeren Zeitraum für die Meeresoberschicht bis zu wenigsten 50 Metern Tiefe. Eine Vor-Ort-Reihenuntersuchung (anscheinend eine der ersten) von Gaspar (u.a.)[58] ergab - generell ist das aber auch nicht unbekannt -, daß der Temperaturunterschied zwischen der Oberfläche und 15 Metern Wassertiefe bei mehr als 3°C liegen kann. Bei einer Durchmischung sinkt mithin die Oberflächentemperatur um 1,5°. Langfristig kann sich eine Aufheizung der Meeresoberfläche und damit ein Anstieg der Lufttemperaturen ergeben.
Es wäre schön, wenn nachgewiesen wäre, daß in
den
Kielwassern der Welthandelsflotte kein Klimaeffekt liegt.
Ausschließen kann man
es aber nicht, und dieser Effekt bedarf daher nicht weniger
Aufmerksamkeit als
die Treibhaustheorie.
III.CO2 - Zugespitzt oder überspitzt?
Erbittert und verwirrend, die Debatte zum Treibhaus verliert mehr Hitze, als daß sie zum Verständnis beiträgt, war der Kommentar von Newsweek zum Auftakt der Rio-Konferenz im Juni 1992[59], aber obwohl die wissenschaftlichen Vorgaben dürftig seien, gäbe es Grund, gleichwohl zu handeln. Bisher sind solche Kritiken rar. Die herrschende Meinung ist überzeugt, daß der in Rio eingeschlagene Weg in die richtige Richtung weist[60].
Dieses Papier kann die Fülle von Diskussionsbeiträgen zum Thema Treibhausgase unmöglich aufgreifen. Es will auch nicht den Verdacht aufkommen lassen, daß die Treibhausgase keinen Beitrag zur Erwärmung leisten, wie auch der "Schmetterlingeffekt" für Ereignisse im Natursystem hier nicht in Frage gestellt wird[61].
In Frage zu stellen sind jedoch die diesen Aussagen zugrunde gelegten dimensionellen Maßstäbe. Diese Frage wurde bereits vom Grundsatz her oben bei dem Abschnitt über Statistik angesprochen. Sicherlich sind Treibhausgasemissionen eine konkretere Gefahr als der Flug von zig-Milllonen Schmetterlingen. Selbst daß eine mit Treibhausgasen gefüllte, aber sonst trockene Lufthülle nach Sonnenuntergang pro Stunde einen Temperatursturz von ca. 20° erlebt, muß nicht bedeuten, daß an der Sache gar nichts dran sei[62].
Gleichwohl gibt es - aus klimatischer Sicht - Gründe, die Zweifel rechtfertigen, dem CO2 (andere Treibhausgase eingeschlossen) einen prominenten Platz bei den Bemühungen um den Klimaschutz einzuräumen, z.B. die folgenden:
1 . Die atmosphärische Dynamik beruht vorrangig auf der unterschiedlichen Konzentration von Wärme. Während Wasserdampf die Eigenschaft besitzt, in unterschiedlicher Dichte in der Lufthülle in Erscheinung zu treten, ist das CO2 gleichmäßig in der Atmosphäre verteilt. Insoweit ist es ein klimaneutraler Stoff und kann allenfalls mittelbar und zwar in Zusammenhang mit Wasserdampf nennenswert wirken. Dazu folgende Erläuterungen:
a) Bildlich gesprochen kann man die Verteilung der Treibhausgase mit einem Gitternetz vergleichen, dessen Maschen grundsätzlich die gleichen Abmessungen haben. Die einzige Variable ist, daß sich das Maschennetz verengen (z.B. durch mehr CO2) oder erweitern kann. Dieses Netz verändert sich im übrigen nur jahreszeitlich bedingt und um nicht mehr als 1-2%.
b) Demgegenüber tritt Wasserdampf in unterschiedlicher Konzentration in Erscheinung. Eine gesättigte Wolke hat im Verhältnis ihres Volumens zum gleichen Volumen des Gitternetzes zig-Mal mehr Energie gespeichert. Ein Hurrican, der seine Energie vom Meer erhält, gibt pro Tag ca. 300-400 Mrd. kw/Std. und 10-20 Mrd. Tonnen Wasser ab[63].
Während zwischem dem Meer und der Atmosphäre ein reger Austausch von Wasser und Energie stattfindet[64], rührt sich das Treibhausgitter nicht[65]. Es wäre schon interessant, einmal zu hören, wieviel kw/Std. und wieviele Tonnen Wasser das Treibhausgasgitter in einen sich aufbauenden und durch die Region ziehenden Hurrican mit einbringt. Da der Aufbau, die Stärke und der Erhalt eines Wirbelsturms vom Zustand des Meeres abhängt, wie gerade auch beim Hurrican, spricht einiges dagegen, daß das Treibhausgasgitter einen nennenswerten Beitrag - außer vielleicht in Computermodellen - liefern wird.
c) Insofern ist z.B. auch schwer nachvollziehbar, wie von diesem Gitter nennenswerte Wärmeenergie auf das Meer übertragen werden kann und dadurch der Anstieg des Meeresspiegels herbeigeführt werden sollte. Jede praktische Erfahrung zeigt, daß bei trockener Luft die Bodenwärme nicht aus der Luft kommt und wenn warme Luft auf kaltes Wasser trifft, dann schützt sich das Meer alsbald mit einem Schutzschild, manchmal erkennt man es als Nebel. Zugegeben, die Wechselwirkung zwischen Meer und Luft läßt sich nur mit einiger Ausdauer plausibel darstellen. Wie man aber mit einiger Überzeugung die Erwärmung des Meeres durch z.B einen wolkenlosen Nachthimmel erklären kann, steht in den Sternen. Die Meere werden jeder Argumentation entgegendampfen, wie das Badewasser der Badezimmerluft.
2. Schwerer als Vorgenanntes wiegt der Ansatzpunkt, von dem aus die Treibhausdebatte gestartet wurde. Auf eine einfache Formel gebracht, lautet er wie folgt: Weil die Konzentration der Treibhausgase und die Lufttemperaturen steigen, kann es keinen ernsthaften Zweifel mehr geben, daß diese Ereignisse in einem Zusammenhang stehen. Um dies zu unterstreichen, wird auf den steigenden Meeresspiegel, die Häufung warmer Sommer und steigende Intensität von Wetterereignissen hingewiesen[66].
Aus der Sicht des Nautikers hätte folgende Frage nahegelegen: Steigen die Lufttemperaturen, weil sich das Meer aus anderen als dem CO2 zugeordneten Gründen erwärmt, sich dadurch die Ozeane ausdehnen, der Meeresspiegel steigt, warme Sommer zu registrieren sind, die atmosphärischen Aktivitäten intensiver ablaufen, die Meeresströmungen sich ändern, der El Nino häufiger in Erscheinung tritt, die Wüstenregionen sich ausdehnen usw. Leider gibt es darauf keine Antwort. Wie vor hundert Jahren sind die Ozeane noch klimati- sches Neuland.
Obwohl ein weitverbreitetes grundlegendes Bewußtsein über die besondere Rolle der Meere vorhanden ist. sind sie aus schwer erklärlichen Gründen gleichwohl für viele 'so fern', als handele es sich um eine ‚Selbstverständlichkeit', deren tiefere Bedeutung man nicht hinterfragen müsse[67]. Selbst die Meeresbiologin Rachel Carson, die mit dem Buch 'Silent Spring' das bisher wohl berühmteste (und eines der ersten) Umweltbücher geschrieben hat, gab den Meeren keinen prominenten Platz[68]. Nur vereinzelt und sehr zaghaft wurde 'hier und da einmal' darauf hingewiesen, daß den Meeren mehr Aufmerksamkeit zukommen müsse[69].
Erst in jüngster Zeit werden eindeutige und warnende Aussagen erkennbar. So hat John Spiesberger von Woods Hole Oceanographic Institution im April dieses Jahres auf der Tagung 'Oceanology International 92' in Brighton erklärt: Wir werden die globale Erwärmung nicht verstehen, bevor wir nicht ganz genau wissen, welche Rolle dabei den Meeren beizumessen ist[70].
An der bisherigen Klimadebatte ist auffällig, daß den Meeren nur ein marginaler Platz eingeräumt wurde, was zu der Frage nach dem 'warum' führt. Die Vorväter der Treibhaustheorie, wie z.B. Svante Arrhenius und der Mathematiker Plass (Fn 3) versuchten, mit ansteigenden C02-Konzentrationen vor allem eine Erklärung für den Eintritt von Eiszeiten zu finden. Für die Funktion des globalen Natursystems haben sie kein erkennbares Interesse gezeigt[71]. Selbst die 2. Klimakonferenz in Genf 1990 und die Vorbereitungsverhandlungen für die Rio-Konferenz konnten sich noch nicht von dieser abstrakten Betrachtungsweise lösen. Ohne Zögern und Zweifel nutzten die Treibhausexperten die ihnen von der Meteorologie vorgegebene Definition: Klima ist das durchschnittliche Wetter über einen längeren Zeitraum.[72]
Entsprechend dieser aus dem letzten Jahrhundert stammenden Vorgabe war für die Meteorologen das Klima nur eine Nebenbeschäftigung, ging es doch um nicht mehr, als für einen Zeitraum und eine Region die gesammelten Beobachtungen zusammenzuaddieren und durch die Anzahl der berücksichtigten Jahre wieder zu teilen.[73]
Erst als Mitte der 1970er Jahre erstmals die Gefährdung der Ozonschicht durch FCKW zur Sprache kam, fing auch die Meteorologie an, sich mit den chemikalischen Vorgängen in der Lufthülle zu befassen[74] und stieg in großem Umfang in das Computerzeitalter und damit in eine neue Welt der Statistik ein. Die Klimadefinition aus Urväters Zeiten paßte wie angegossen. Eine Loslösung von einem auf Statistik begründeten Klimaverständis erfolgte nicht, im Gegenteil. Das 'dry-as-dust bookkeeping' (Fn 73) wurde in die faszinierende Welt von Computermodellrechnungen übertragen. Erstaunen muß, mit welcher Gläubigkeit die Wissenschaft auf die Aussage- und Beweiskraft dieses Hilfsmittels baut. Dabei ist es doch nichts anderes als eine Fortschreibung von einmal zugrunde gelegten statistischen Werten. Selbst wenn man einmal unterstellt, man hätte alle relevanten Ausgangswerte der Meere eingegeben (was für unmöglich gehalten wird), dann ist das Natursystem immer noch zu variabel, komplex und chaotisch, als daß mit Computermodellen eine vorherbestimmbare Fortschreibung möglich erscheint. Dies vertrat auch die US Environment Protection Agency (US EPA) in einem Bericht an den Kongreß im Jahre 1989[75]. Schon im Hinblick auf die Atmosphäre verneinte auch die als Chemikerin ausgebildete ehemalige englische Premierministerin Lady Margaret Thatcher, daß man das Natursystem in einem Laboratorium erforschen könne[76].
Die gegenwärtige Klimadiskussion wird deshalb geführt, weil ernsthaft zu befürchten steht, daß es zu Änderungen kommen kann. Da dies die Verschiebung und Veränderungen von Wetterlagen zur Folge hat, verbietet es sich eigentlich von selbst, Klima als das Ergebnis durchschnittlicher Wetterlagen zu definieren. Das Klima ist eine Ursache des Wetters und nicht dessen Ergebnis. Die Vertauschung von Ursache und Wirkung hat in der bisherigen Klimadiskussion den Weg für eine angemessene Behandlung der Klimaproblematik versperrt.
Auch soweit Klima nur der Terminus für die Beschreibung eines Zustandes ist, setzt dies voraus, ihn in einer Weise zu definieren, die einen Hinweis auf die Ursache angemessen herausarbeitet. Dieser Bedingung genügte die bisherige Klimadefinition nicht. Zum einen bezieht sie sich nur auf einen Teilaspekt des globalen Natursystems - das Wetter - und zum anderen läßt es die Dimensionen der wirkenden und bestimmenden Kräfte innerhalb dieses Systems außer Betracht.
Ein Ereignis wie der Krakatau, die Abkühlung in 1940, aber auch die allgemein bekannten statistischen Verhältnisangaben zum Wärmehaushalt der Erde deuten darauf hin, daß man den hier diskutierten Vorgang wie folgt definieren kann: Klima ist die Fortsetzung der Ozeane mit anderen Mitteln. Will man auf eine Anlehnung an Clausewitz’ berühmten Ausspruch[77] verzichten und den Vorgang abstrakter definieren, so ist m.E. eine zuverlässige Klimadefinition nur vorstellbar, die sofort erkennen läßt, daß die Ozeane eine zentrale Rolle im Klimageschehen spielen[78]. Klima ist nicht selbst eine Ursache, sondern beruht auf dem Zustand und der Wirkung der Ozeane auf die Atmosphäre.
Dies wird z.B. besonders deutlich, wo kalte T\efenwasser der Meere, wie in Chile und Namibia, an Kontinentalrändern aufsteigen. Hier bewirken die Wasser der Meere, daß Klima und Wetter eine identische Ausprägung haben. Als ein weiteres Beispiel mag hier die klimatische Einordnung der Pole dienen. Generell gesehen sind diese Eismassen "eingefrorenes" Klima. Ohne deren Relevanz für den tagtäglichen atmosphärischen Einfluß in Frage zu stellen, ergibt sich deren besondere klimatische Bedeutung erst durch eine Einspeisung von Schmelzwasser (kaltem Frischwasser) in das ozeanische System.
In der Klimadiskussion spielten weitere Gesichtpunkte eine Rolle. Einige sollen hier kurz angesprochen werden.
a) Erkenntnisse für das Klima aus Vorzeiten
Es bestehen Zweifel, daß selbst gute Forschungsergebnisse zum Klima in der Vergangenheit (z.B. zu den Eiszeiten) für die gegenwärtige Problematik eine besondere Hilfe darstellen. Kein Zustand der Meere wiederholt sich. Der historische Zustand der Meere zu einer bestimmten Zeit oder Zeitperiode in einer Genauigkeit, die für die gegenwärtige Situation irgendeine Hilfe wäre, läßt sich nicht rekonstruieren. Selbst wenn dies möglich wäre, ist ein Nutzen zur Bewältigung der gegenwärtigen Klimaproblematik schwerlich erkennbar.[79] Schließlich sind die Ursachen zu suchen und zu unterbinden, durch die die Industriegesellschaft in den 'natürlichen' Lauf der Dinge eingreift. Wie die Meere bisher über Jahrhunderte oder 1änger reagiert haben, ist dafür ziemlich uninteressant.
b) Huhn oder Ei- Atmosphärische Winde und Meeresströmungen
Die bisherige Diskussion wird entscheidend von der Vorstellung bestimmt. daß Klimaveränderungen sich auf das Meer auswirken werden. Dem Gedanken, daß die Gefahr von den Ozeanen ausgeht und bestimmt wird ist bisher wenig Raum gewidmet worden.[80] So findet man z.B. in der Literatur häufig den Hinweis, daß die Strömungen in den oberen Schichten der Meere durch Winde verursacht werdens[81]. Als letztes Glied in einer Ursachenkette ist den Winden sicherlich Bedeutung mit beizumessen. Viel entscheidender jedoch ist die vorgelagerte Ursache, d.h. der Zustand der Meere oder einer Meeresregion. Auf der Grundlage eines solchen Ansatzes dürfte es schierig sein, eine Verschiebung der Eintrittsfrequenz des EI Nino mit der Änderung der atmosphärischen Windverhältnisse in Zusammenhang zu bringen[82]. Dies ist jedoch geschehen mit dem Hinweis darauf. daß sich die Winde durch die Erwärmung der Atmosphäre verändert hätten. Der ElNino ist ein Phänomen aus der Tiefe der See und die Atmosphäre folgt diesen Vorgaben.
c) Der Anstieg der Meeresspiegel - Ursache
von oben oder von unter
Zur Unterstreichung der Dramatik von Klimaänderungen hat der
Anstieg der
Meeresspiegel in der Diskussion eine herausragende Rolle gespielt.
Darüber
hinaus wurde dies als Beweis dafür angeführt, daß das
Treibhauszeitalter
begonnen habe. Daß die Meere sich ausdehnen, weil von ihnen
selbst eine
Erwärmung ausgehen könnte, die nicht durch den Zustand der
Atmosphäre initiiert
wird, war bisher kein Thema. Die Literatur dazu befaßt sich
entweder mit der
Zusammenstellung von Daten über Pegelstandmessungen oder mit der
Ermittlung des
Ausdehnungskoeffizienten der Wassermassen unter Annahme verschiedener
Erwärmungsgrade. Soweit erkennbar, sind nicht viele Gedanken
darauf verwandt
worden, wie man sich eine Erwärmung von Meerwasserschichten
über die Atmosphäre
(bis zu einer Wassertiefe von 20, 100 oder 500 Metern?) eigentlich
vorstellen
solle. Dies wird einfach vorausgesetzt.[83]
d) Temperaturmessungen - Land und Meer
Obwohl es
interessante Unterschiede gibt zwischen Temperaturmeßreihen auf
dem Land und
solchen auf See (wobei die maritimen Daten ohnehin häufig rar
sind), ist ein
Trend zu beobachten, durch den diese Differenzen wegdiskutiert wurden.[84]
e) Eintritt in ein heißes oder kaltes Zeitalter
In der vorrangigen Beschäftigung mit dem Treibhauseffekt als einem
atmosphärischen
Problem kommt der Aspekt zu kurz, daß selbst bei Begründetheit der 'global warming'- These sich dies keineswegs entsprechend auswirken muß. Schon bei geringer Verschiebung der Meeresströmungen[85] kann sich dagegen sehr schnell der Umstand bemerkbar machen, daß die Meere nur eine Durchschnittstemperatur von 5°C haben.
f) Zusammenfassung
Mit der Zusammenstellung der
vorstehenden Beispiele sollte angedeutet werden, daß viele
Überlegungen und
Arbeiten nicht erkennen lassen, daß die Selbständigkeit und
die Bedeutung der
Meere hinreichend Berücksichtigung finden. Als eine der Ursachen
dafür wird
hier vermutet, daß die Wissenschaft bis in die zweite Hälfte
dieses
Jahrhunderts Klima nur als eine Statistik geführt und im
übrigen damit
beschäftigt war, zunächst mit "Gefühl" und später
mit der
Speicherkapazität von Computern die Wettervorhersage zu
verbessern. Selbst nach
drei Dekaden der Nutzung dieses Hilfsmittels sind die Erfolge
mäßig, wenn nicht
schlecht. Das kann aber nicht verwundern, wenn man berücksichtigt,
daß das
Wetter vom Klima und das Klima seinerseits von den Meeren abhängt.
Ohne
umfassendes Meeresverständnis und fortlaufende aktuelle und
detaillierte
Zustandsbeschreibungen der Meere wird es auch in Zukunft um
Wettervorhersagen
und Klimaprognosen nicht gut bestellt sein.[86]
Darüber hinaus sind in den Meeren über die Zeitskala von Sekunden bis zu 1000 Jahren die grundlegenden Faktoren für die Entwicklung des globalen Klimas vorgezeichnet. Wegen seiner Größe könnten die Meere vom Menschen wie ein Vergößerungsglas für langfristige Tendenzen genutzt werden. Weiter ist es möglicherweise das einzige Medium, um noch heute völlig unbekannten Ursachen auf die Spur zu kommen. Der Aufbau und die Auswertung des entsprechenden Beobachtungsnetzes ist ohne Zusammenarbeit und Mit- wirkung aller Staaten kaum durchfuhrbar.
Dazu bedarf es aber vorrangig des Verständnisses, daß das Klima die Fortsetzung der Ozeane mit anderen Mitteln ist und diese darüber entscheiden, wie sich die Auswirkungen der Zivilisations- und Industriegesellschaft klimatisch bemerkbar machen werden.
Der für den Schutz des Klimas relevante Sachverhalt steht in engem Zusammenhang mit den Meeren. Weder in der Vergangenheit noch während der jüngsten Klimadiskussion ist dies Kriterium mit hinreichender Klarheit und Verständlichkeit herausgearbeitet worden. Dadurch wurde versäumt, sich auf den wesentlichen Kern der Klimaproblematik zu konzentrieren und die erforderlichen Kräfte zu mobilisieren sowie die knappen wissenschaftlichen und monetären Ressourcen auf das zentrale Problem zu lenken.
Im Hinblick auf die Klimarelevanz der Meere reicht es nicht.
daß auch einige zielgerichtete
Meeresforschungsprogramme initiiert wurden[87].
Um gute praktische und juristische Strategien zu entwickeln und
erfolgreich
durchzuführen, bedarf es vorrangig der Erkenntnis und des
Verständnisses, daß
Klimaforschung und Klimaschutz synomym zu Meeresforschung und
Meeresschutz
sind.
Mit dem Klimaübereinkommen - United Nations Framework Convention on Climate Change[88] - hat zum ersten Mal ein internationles Übereinkommen einen direkten Bezug zum Klima hergestellt. Es umfaßt 26 Artikel sowie 2 Anhänge. Das Übereinkommen kann in die folgenden Schwerpunkte unterteilt werden:
·
Problem- und Aufgabenbeschreibung (Art. 1 bis 3)
·
Verpflichtungen und Aufgaben (Art. 4 bis 6)
·
Maßnahmen zur Kontrolle und Weiterentwicklung der
Konventionsziele (Art. 7
bis 13)
·
Streitschlichtung (Art. 14)
·
Verfahrensregelungen (Art. 15 bis 26)
Einer der Hauptstreitpunkte, der gegen Ende der zweijährigen Verhandlungsdauer zwischen den Vereinigten Staaten gegen den "Rest der Welt" ausgetragen wurde[89], betraf die Frage, ob das Übereinkommen bindende Verpflichtungen zur Reduzierung von Treibhausgasen festschreiben oder die Vertragsparteien nur auffordern soll, sich für eine Reduzierung einzusetzen. Die Vereinigten Staaten setzten sich durch. Insoweit wird durch Artikel 4 jetzt festgelegt, daß angestrebt werden soll, bis zum Jahr 2000 die Treibhausgasemissionen auf das Niveau von 1990 zurückzuführen. Auf weitere Einzelheiten des Übereinkommens, insbesondere zur Balance zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsländern, Folgekonferenzen, Kontrollmechanismen oder Begriffe wie 'sustainable economic growth and development' kann hier nicht eingegangen werden[90].
Im Vordergrund hat die Frage zu stehen, ob der mit dem Klimaübereinkommen gewählte Ansatz hinreichende Aussicht bietet, sich der Klimaproblematik effektiv anzunehmen. Diesen beschreibt das Übereinkommen in seinen Artikeln über die Grundsätze (Art. 3) und die Zielsetzung (Art. 2).
Artikel 3 legt u.a. fest, daß die Vertragsparteien das Klimasystem zum Vorteil der gegenwärtigen und zukünftigen Generationen schützen sollen. Ferner sollen sie vorbeugende Maßnahmen zum Erkennen, zur Verhinderung oder Verringerung der Ursachen von Klimaveränderungen ergreifen und den nachteiligen Effekten entgegenwirken. Diese Grundsätze sind somit nur sehr allgemeiner Natur. Auch soweit auf die Legaldefinition zu Klimaveränderung gemäß Artikel 1 Ziffer 2 Bezug genommen wird, trägt dies nicht zur Klärung bei. Danach ist unter Klimaveränderungen zu verstehen:
"Klimaänderung" bezeichnet eine entweder mittelbar oder unmittelbar auf menschliche Aktivitäten zurückzuführende Änderung der Zusammensetzung der Erdatmosphäre, die über die natürlichen, über vergleichbare Zeiträume hinweg beobachteten klimatischen Abweichungen hinausgeht.
Demgegenüber legt Artikel 2 die eigentliche Zielsetzung des Übereinkommens fest, die in Artikel 4 Absatz 2 a) in konkrete Handlungsinhalte umgesetzt wird.
Das letztendliche Ziel dieses Vertrages sowie etwaiger damit zusammenhängender rechtlicher Instrumente, auf die sich die Parteien einigen, bestehen darin, gemäß den relevanten Bestimmungen des Vertrages eine Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen in der Erdatmosphäre auf einem Niveau herbeizuführen, auf dem gefährliche menschliche Eingriffe in das Klimasystem ausgeschaltet werden können. Dieses Niveau ist innerhalb eines Zeitraums zu erreichen, der es den natürlichen Ökosystemen ermöglicht, sich auf natürliche Weise der Klimaänderung anzupassen, eine Gefährdung der Nahrungserzeugung verhindert und eine vertretbare wirtschaftliche Entwicklung gewährleistet. [91]
Diese Zielsetzung läßt überdeutlich erkennen,
daß es im Kern nur um die
Treibhausgase geht. Das Klimaübereinkommen macht keinen direkten
Gebrauch von
der herkömmlichen Klimadefinition, wonach sich Klima aus dem
durchschnittlichen
Wetter über einen längeren Zeitraum ergibt, aber der letzte
Halbsatz in
"Klimaänderung" stellt mit "die über die natürlichen,
über
vergleichbare Zeiträume hinweg beobachteten klimatischen
Abweichungen
hinausgeht" den herkömmlichen statistischen Ansatz wieder her.
Das Übereinkommen verwendet jetzt einen Begriff 'Klimasystem' und definiert es in Artikel 1 Ziffer 3 wie folgt als
„die Gesamtheit der Atmosphäre, Hydrosphäre, Biosphäre und Geosphäre und ihr Zusammenwirken.“
Einen Sinn macht diese Definition nicht. Zum einen verwundert, warum das Wort 'System' aufgenommen wurde, da Klima weder eine Sache ist noch aus Materie besteht, sondern die Ausprägung und das Erscheinungsbild anderer Stoffe ist. Zum anderen ist die Beschreibung dessen, was Klima sein soll, so pauschal, daß man sich damit hätte begnügen können zu schreiben: 'Klimasystem ist das Zusammenwirken der Natur in ihrer Gesamtheit'. Eine Definition, die nicht zur Konkretisierung eines Sachverhaltes beiträgt, ist nicht nur überflüssig, sondern erlaubt jedermann, eine Interpretation in seinem Sinne vorzunehmen. Vielleicht sollte damit nur erreicht werden, daß alle sich darauf berufen können, die ihren Fachbereich für die Klimaforschung erschließen wollen. Auch wenn die jetzige Definition wenigstens erkennen läßt, daß eine Loslösung von der herkömmlichen Definition erfolgt, so ist die jetzige Beschreibung des "Klimasystems" (insbesondere wenn diese Definition im Zusammenhang mit "Klimaveränderungen" gelesen wird) ein Hinweis, daß es mit einem Klimaverständnis noch hapert. Die Definition läßt erhebliche Unsicherheit des Gesetzgebers bzw. dessen Berater erkennen. Ein klarer Sachverhalt ist jedoch eine wichtige Voraussetzung.[92]
Die deutlichen Schwächen des in das Übereinkommen aufgenommenen Sachverhalts werden sich fast zwangsläufig auf die nachfolgenden Regelungen des Übereinkommens auswirken. So sollen z.B. gemäß Artiker 7 Abs. a(ii) die Yertragsparteien die Entwicklung und Einführung von Programmen zur Erziehung und Aufklärung über Klimaveränderungen und seine Auswirkungen fördern. Da das Übereinkommen nur die Treibhausgase als einzigen konkreten Anknüpfungspunkt nennt, steht zu befürchten, daß mit solchen und ähnlichen Regeln und AufgabensteIlungen an die Vertragsstaaten ein Aktionsprogramm institutionalisiert worden ist, das den Weg zum wirksamen Klimaschutz verzögert und behindert.
Im Ergebnis ist festzuhalten, daß das Klimaübereinkommen nicht erkennen läßt, daß es die der Klimaproblematik zugrunde liegenden Merkmale erfaßt, als einziger konkreter Ansatzpunkt sind die Treibhausgasemissionen genannt worden, insoweit sind konkrete (wenn auch noch nicht verpflichtende) Maßnahmen zur Emissionsvermeidung geregelt worden.
Da diese Vorgaben nicht den Eindruck erwecken, daß damit ein effizienter Klimaschutz organisiert und durchgesetzt werden kann, wird nachfolgend die Problematik auf einer breiteren Basis, unter Einbeziehung des Klimaübereinkommens von 1992, erörtert.
Trotz der Feststellung von Houghton, daß Wissenschaft und Politik in der Klimaproblematik in einer bisher nie dagewesenen Weise zusammengearbeitet hätten[93], stellt sich die Frage, ob dies nicht ein Trugschluß bzw. der Sache wenig dienlich war. Am Ende der Tage wird die Frage lauten, warum etwas schief- oder gutgegangen ist und wem dies zuzurech nen ist. So wird z.B. einerseits der Standpunkt vertreten, daß die internationale Politik und das Rechtssystem zu schlecht gerüstet seien, um Lösungen anzubieten, die den Erhalt des Erdklimas sichern[94], andere meinen, die Wissenschaft kritisieren zu müssen[95]. Insbesondere ist auch der Verdacht geäußert worden, daß manche Wissenschaftler die 'global warming'-Debatte nutzten, um Einfluß in der öffentlichen Debatte über Klimaveränderungen zu erhalten[96]. Die Ausgangslage ist sicherlich kompliziert. Die Umweltsituation stellt internationale Anforderungen, auf die weder die Wissenschaft noch die Politik vorbereitet sind. Es ist zu befürchten, daß die Problematik bis an die Substanz der menschlichen Lebensgrundlage geht. Noch fehlt es an Wissen, internationaler Kooperation und globalen verpflichtenden Regelungsmechanismen, um die Gefahren bewerten, eindämmen oder sogar eliminieren zu können. Eine besondere Problematik erwächst daraus, daß eine Kosten-Nutzun-Analyse über die Verhältnismäßigkeit der Fortschreibung ökonomischen und industriellen Wachstums einerseits sowie den Gefahren, die aus Eingriffen in das Natursystem erwachsen können, schwer zu erstellen ist. Da eine Rückkehr in die vorindustrielle Zeit undenkbar ist, vielmehr rund drei Fünftel der Menschheit noch darauf warten, Anschluß an eine moderne Industriegesellschaft zu finden, ist ein halsbrecherischer Balanceakt kaum zu vermeiden. Für die Politk heißt es in erster Linie, Regelungsmechanismen für eine wirksame Legislative, Exekutive und Judikative zu entwickeln, die Planung, Strategie und Durchsetzungsmechanismen beinhalten.
Dies ist jedenfalls nicht die Aufgabe der Wissenschaft. Grundsätzlich kommt ihr in politischen Entscheidungsprozessen keine bessere Position zu, als sie anderen Interessengruppen und Interessenvertretern zusteht. Letztendlich sollte nur das erwiesene Argument in einen politischen Entscheidungsprozeß einfließen. ImKlimafall fehlte es allzu häufig bereits am grundsätzlichen Wissen. An die Stelle von Wissen und Logik trat der Glaube[97], und weil das wissenschaftliche Argument fehlte, war der Wunsch, unmittelbar in die Aufgaben des Gesetzgebers hineinzuwirken, fast verständlich.
Es drängt sich der Verdacht auf, daß die Wissenschaft weniger daran interessiert war, zunächst Versäumtes nachzuholen (siehe oben Krakatau, Kälteeinbruch 1940 und Überdenken der Klimadefinition), sondern vor Lieferung von gesichertem Wissen erst zu reden, zu fordern und, notfalls durch Überschreiten der Grenzen ihrer Kompetenz, in Gesetzgebungsprozesse hineinzuwirken. So sind Thesen vertreten worden, die nicht abgesichert sind und wo nun die Gefahr besteht, daß trotz eigener erheblicher Zweifel daran festgehalten wird[98]. Insoweit wird auch von der 'ehrenhaften Lüge' (nobel lie) gesprochen[99], die damit begründet wird, daß, wenn man warten würde, bis man absolut sicher sei, es auch zu spät sei, viele der durch den Menschen verursachten Veränderungen zu
vermeiden[100]. Wann Lügen 'ehrenhaft' sind oder eine Panikmache vorliegt, soll hier nicht weiter diskutiert werden[101]. Eine Kooperation zwischen Wissenschaft und Politik kann nur dann fruchtbar sein, wenn jeder die ihm zugeordneten Aufgaben ordnungsgemäß erfüllt.
Mit dem Klimaübereinkommen von Rio hat die Wissenschaft dem Grunde nach genau das bekommen, was sie auf der 2. Weltklimakonferenz in Genf 1990 von der Politik gefordert hatte. Insofern besteht derzeit eine Situation, die einer Klärung in zweifacher Hinsicht bedarf:
(1) Sind die von der Wissenschaft für die Klimakonvention vorgegebenen Sachverhaltsvoraussetzungen konkret genug, um den Regelungstatbestand zu erfassen? Diese Frage wird hier verneint. Zur Begründung wird auf die obigen Ausführungen im ersten Teil der Abhandlung verwiesen.
(2) Es bedarf der Überprüfung, ob es nicht bereits
einschlägige internationale Regelungswerke gibt, durch die die
Erforschung und
der Schutz des Klimas erreicht werden können. Diese Frage wird
nachfolgend
erörtert
.
1. Überblick[102]
Der Eintritt in eine globale Politik zum Schutz der Umwelt war weder gewollt noch vorhergesehen worden[103]. Daß die Meere 1954 das erste Objekt für ein globales Umweltübereinkommen[104] waren, deutet an, wo Schrittmacher-Funktionen liegen können. Der große Initiativschub für globale Umweltverträge kam aber erst mit der Umweltkonferenz in Stockholm 1972. Auf der Konferenz selbst wurde kein neues internationales Vertragsrecht geschaffen. Mit der 'Stockholm-Declaration’[105] wurden dem internationalen Umweltrecht jedoch starke Impulse vermittelt. Zu den internationalen Vertragswerken, die nach 1972 fertiggestellt wurden und denen eine Klimarelevanz zukommen könnte, gehören insbesondere die folgenden Vereinbarungen[106]:
· Übereinkommen über weiträumige grenzüberschreitende Luftverunreinigung vom 13. November 1979[107] (BGBl. 1982 II. S. 374; das Übereinkommen ist seit dem 16. März 1983 in Kraft und durch Protokolle von 1984, 1985 und 1988 ergänzt worden).
· Seerechtsübereinkommen von 1982[108] (United Nations Conven tions on the Law of the Sea, 1982)[109]; das Übereinkommen ist noch nicht in Kraft. Ende 1991 fehlten noch neun Verpflichtungserklärungen von Staaten, um die erforderliche Anzahl von 60 Staaten zu erreichen, damit das Übereinkommen in Kraft treten kann[110].
· Wiener Übereinkommen zum Schutz der Ozonschicht vom 22. März 1985 (BGBI. 1988 II, S. 901). Das Übereinkommen ist seit dem 22. September 1988 in Kraft, es wurde um die folgenden Protokolle erweitert:
Montrealer Protokoll vom 16.9.1987 über Stoffe, die zu einem Abbau der Ozonschicht führen (BGBl. 1988 II, S. 1014), in Kraft seit dem 1.1.1989
Londoner Ergänzungen, Änderungen und Anpassungen vom 29.6.1990 zum Montrealer Protokoll (BGBl. II S. 1331,1349), in Kraft für die BRD seit dem 7.3.1991
·
Klimaübereinkommen
von Rio 1992 (s. oben)
a) Die Regelungsinhalte der einzelnen Abkommen
Das Übereinkommen über die Luftverunreinigung
von 1979 legt in Artikel 2 fest, daß der Mensch und seine
Umwelt gegen
Luftverunreinigung zu schützen seien. Unter Luftverunreinigung ist
zu verstehen
(Art. 1 a): die unmittelbare oder mittelbare Zuführung von Stoffen
oder Energie
durch den Menschen in die Luft, aus der sich eine Gefährdung
ergibt.
Anmerkung:
Legt man den Begriff Luftverunreinigung weit aus, dann käme durchaus eine Einbeziehung der Treibhausgase in Betracht. Mit dem Übereinkommen war beabsichtigt, die "sichtbaren" Folgeerscheinungen durch Emissionen zu vermindern, wie z.B. den "sauren Regen".
Das Seerechtsübereinkommen von 1982 legt fest, daß die Ozeane in ihrer Gesamtheit zu schützen sind. Der dies bestimmende Obersatz gemäß Artikel 192 lautet: Die Staaten sind verpflichtet, die Meeresumwelt zu schützen und zu bewahren.
Das Wiener Ozonschicht-Übereinkommen regelt in Artikel 2 Verpflichtungen zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt vor schädlichen Auswirkungen, die durch menschliche Tätigkeiten verursacht werden, welche die Ozonschicht verändern oder wahrscheinlich verändern. Neben einer Begriffsbestimmung "Ozonschicht" werden "schädliche Auswirkungen" definiert als: die Änderung der belebten oder unbelebten Umwelt einschließlich Klimaveränderungen, die erhebliche abträgliche Wirkungen auf die menschliche Gesundheit (usw.) haben. Die ergänzenden Vereinbarungen von Montreal und London beinhalten Maßnahmen, die die Verringerung bestimmter, die Ozonschicht besonders gefährdender Gase (insbesonder FCKW) regeln.
Anmerkung:
Der Regelungsinhalt dieses Obereinkommens zielt im Kern alleine auf den Schutz der Ozonschicht. Die Einbeziehung von 'Klimaänderung' begründet die Verpflichtung der Vertragsstaaten, für die Forschung und systematische Beobachtung Sorge zu tragen (Art. 3 c).
Das Klimaübereinkommen von 1992 zielt auf die Reduzierung von CO2 und anderen Treibhausgasen. soweit sie nicht bereits vom Montreal-Protokoll erfaßt sind (Art. 4 Abs. 2 a).
Anmerkung:
Wie das Luftverunreinigungsabkommen von 1979 sich auf bestimmte (in Protokollen definierte) Substanzen bezieht, ist das einzige konkrete Regelungsziel des Klimaübereinkommens die Reduzierung von Treibhausgasemissionen. Insoweit wäre es korrekt und ausreichend gewesen, das Übereinkommen entsprechend zu bezeichnen. Inhaltlich gesehen hat das Übereinkommen zum Schutz des Klimas kaum mehr aufzubieten als das Übereinkommen zur Ozonschicht, nämlich Forschung und internationale Zusammenarbeit zu fördern.
b) Die Klimarelevanz der Übereinkommen
Keinem der Übereinkommen kann man absprechen. daß es für den Schutz des Klimas nicht irgendeine Bedeutung hat. Beim Klimaübereinkommen hängt diese Frage alleine davon ab, ob das CO2 oder andere Treibhausgase einen nennenswerten Beitrag zur Erwär- mung der Erdatmosphäre liefern. Dafür, daß diese Gase in sonstiger Weise direkt oder indirekt in das Klimageschehen eingreifen (z.B. Speicherung von CO2 im Meer), gibt es derzeit eher Vermutungen als konkrete Beweise. Für das Ozonschichtschutzabkommen gilt das zum Treibhauseffekt vorstehend Gesagte entsprechend. Darüber hinaus kann sich eine indirekte Klimarelevanz dadurch ergeben, daß durch erhöhte ultraviolette Strahlung eine Schädigung von Organismen stattfindet, die im Klimageschehen mitwirken (dafür soll z.B. Meeresplankton in Betracht kommen). Bei dem Luftverunreiniaunasübereinkommen von 1979 wird man von einem unterstützenden Effekt ausgehen können. Einer genaueren Bewertung sind heute noch sehr enge Grenzen gesetzt.
Von diesen drei Übereinkommen hat jedoch das Luftverschmutzungsabkommen noch am ehesten die konzeptionelle Qualität für ein Gesetz zum Schutz des Klimas. Es zielt auf die Vermeidung von Luftverschmutzung generell und damit auf die Erhaltung des natürlichen Zustandes der Atmosphäre. Das Klimaabkommen von 1992 und das Ozonschichtabkommen von 1985 haben als Regelungsgegenstand die Ursache (CO2) bzw. das Schutzobjekt (Ozonschicht).
An den drei Abkommen von 1979, 1985und 1992 läßt sich auch die Klimadebatte gut verfolgen. Während der Begriff "Klima" in dem Abkommen von 1979 überhaupt nicht erwähnt ist, findet sich in dem 1985er Abkommen bereits ein Hinweis und das 1992er Übereinkommen gibt sich als Klimaübereinkommen aus, obwohl mit einem Protokoll zum Luftverschmutzungsabkommen von 1979 das gleiche Ziel in vergleichbarer Qualität hätte erreicht werden können. Auch wenn der Gesetzgeber frei ist, regelungsbedürftige Sachverhalte so zu gestalten und mit Namen zu versehen, wie es ihm beliebt, ist die Art und Weise, wie es hier geschehen ist, ein Indiz dafür, daß durch die Kooperation zwischen Gesetzgeber und der Wissenschaft die Konturen zwischen eigentlich zugewiesenen Aufgaben, Sachverhaltsvorgabe einerseits und politisches Handeln andererseits, verwischt wurden. Schließlich ist das positive Recht eine der kraftvollsten Manifestationen des Kräfteverhältnisses in der realen Welt und einer der bedeutendsten Entscheidungsträger für soziales Verhalten[111]. Dies kann aber nur erreicht werden, wenn die Konturen des Sachverhalts, der soziales Verhalten festlegen soll, vorher klar definiert wurden. Diese Anforderungen wurden bei der Vorbereitung des Klimaübereinkommens nicht erfüllt.
Obwohl das 1982er Seerechtsübereinkommen keinen Hinweis auf einen klimabezogenen Tatbestand enthält, ist in diesem Übereinkommen der Sachverhalt klar bestimmt, und es ist vielleicht schon deshalb das bei weitem bedeutendste Rechtsinstrument, um sich des Schutzes des Klimas anzunehmen und die Staatengemeinschaft in diese Aufgabe effizient einzubeziehen.
Eine vom Gesetzgeber geforderte gesetzliche Regelung bedarf zunächst der klaren Bestimmung des Regelungsgegenstandes. Das Wort Klima allein genügt dieser Voraussetzung nicht, Klimaänderung ist keine Spezifizierung, wenn nicht vorher Klima definiert wird. An eine Festschreibung der herkömmlichen Klimadefinition in einem internationalen Vertrag, wonach Klima das durchschnittliche Wetter über einen längeren Zeitraum darstellt, trauten sich anscheinend nicht mal die Verfasser und Berater des Klimaabkommens von 1992 heran. Den statt dessen gewählten Weg, den Begriff "Klimasystem" zu verwenden und zu definieren (Art. 1 Abs. c) ist wenig hilfreich für die Konkretisierung des Sachverhaltes.
Statt dessen wurde oben vorgeschlagen, Klima zu definieren als die Fortsetzung der Ozeane mit anderen Mitteln oder eine Definition zu wählen, die erkennen läßt, wo die Schwerpunkte bzw. wesentlichen Ursachen klimatischer Zustände ihren Ursprung haben. Diese Kriterien ergeben sich nicht aus einer Statistik über das Wetter. Vielmehr ergibt sich die klimatische Komponente im globalen Natursystem aus der Wärmespeicherkapazität von Wasser, dessen aktueller Zustand (z..B. Wärme, Salzgehalt, Dichte) und seiner unterschiedlichen Verteilung rund um den Globus. Damit sind die Ozeane zwingend im Brennpunkt und stellen mithin eine ganz wesentliche Komponente für die Bestimmung eines klimarelevanten Sachverhaltes dar.
Es kann dahingestellt bleiben, ob der hier zugrunde gelegte
Sachverhalt - Schutz der Ozeane zum Schutz des Klimas - in der
Zukunft noch einer Ergänzung bedarf. Was immer als weitere
klimarelevante
Ursache in Betracht kommen mag, entscheidet nicht über den Verlauf
des Klimas,
sondern wirkt zunächst auf die Wassermassen, die daraufhin in
einem
Umsetzungsprozeß darüber "entscheiden", wie sich diese
Komponente auf
den Zustand und die Dynamik der Atmosphäre auswirkt. Für
weitere Einzelheiten,
die zur Bestimmung eines klimarelevanten Sachverhaltes heranzuziehen
sind, wird
auf die obigen Ausführungen verwiesen.
Das 1982er Seerechtsübereinkommen ist der erste internationale Vertrag, der die Qualität einer globalen Verfassung hat. Mit über 20 Regelungsbereichen und mehr als 400 Einzelregelungen umfasst es alle meeresrelevanten Aspekte, die als solche von der III. UN Seerechtskonferenz, die von 1973 bis 1982 das Übereinkommen ausarbeitete, erkannt wurden. An das Klima dachte dabei niemand. Gleichwohl sind dafür die folgenden Abschnitte von herausragender Bedeutung:
Teil XII, Schutz und Erhaltung der Meeresumwelt (Art.192-237)
Teil XIII, Wissenschaftliche Meeresforschung (Art. 238-265)
Teil XIV, Entwicklung und Weitergabe von Meerestechnologie
(Art.266-278)
Teil XV, Beilegung
von Streitfällen (Art.279-299)
Während die Abschnitte zur Meeresumwelt und zur Streitbeilegung grundsätzlich verpflichtenden Charakter haben, sind die zu Forschung und Technologietransfer als Richtlinien mit Programmcharakter zu bewerten.
Dem 1982er Übereinkommen kommt gegenüber anderen internationalen Verträgen (die UN-Charta von 1945 ausgenommen) eine besondere Bedeutung zu, die sich nicht dem Text entnehmen läßt. Durch die Bandbreite seines Regelungsspektrums und seines konzeptionellen Anspruchs als 'allumfassend' wird den Staaten verwehrt, sich die Regelungsabschnitte herauszusuchen, die ihnen gefallen, und die weniger angenehmen Teile zu ignorieren ("pick and choose"). Damit liegt dem 1982er Übereinkommen eine Dynamik zugrunde, die andere Übereinkommen, die sich mit der Behandlung eines Problems befassen, nicht haben. So müssen die Staaten, die sich auf die Regelungsinhalte der Konvention zu den Rechten eines Küstenstaates (z.B. Fischereischutzrechte, Wirtschaftszone) oder die Durchfahrtsrechte für Handelsschiffe berufen wollen, auch die Verpflichtungen zum Schutze der Meeresumwelt akzeptieren sowie sich in die Meeresforschung, den Technologietransfer und - last not least- in die seerechtliche Judikative einbinden lassen.
Das neue Gesetz für die Meere ist gekennzeichnet durch eine fundamentale Änderung gegenüber vorangegangenen internationalen Verträgen. Nicht die Rechte stehen im Vordergrund, sondern die Pflichten sind die für den Meeresumweltschutz leitenden Prinzipien[114]. Ginge es heute nur um die Ratifizierung des Teil XII, dann wären die Aussichten für eine alsbaldige breite Verbindlichkeit wohl schlecht. Zu groß wäre die Abneigung der Staaten davor, durch ein starkes internationales Gesetz in die Pflicht genommen zu werden und von der gehüteten Souveränität und nationalstaatlichem Denken Abstriche machen zu müssen. Noch weniger kann angenommen werden, daß die Rio-Konferenz auch nur annähernd Vergleichbares hätte vereinbaren können. Die Stockholmer Umweltkonferenz lag im Jahr 1992 schon 20 Jahre zurück.
Die nachfolgenden Ausführungen konzentrieren sich alleine darauf, auf eine Anzahl von Aspekten zur Bedeutung des Seerechtsübereinkommens für das Klima hinzuweisen, und strebt keine Vollständigkeit bzw. Detailanalyse an.
a) Regelungen zum maritimen Umweltschutz[115]
Der Teil XII stellt eine selbständige Verfassung zum globalen Umweltschutz innerhalb des Seerechtsübereinkommens dar. Es ist diesbezüglich das bisher konzeptionell beste und in seiner Trag- und Reichweite umfassendste globale Umweltschutzgesetz. Es erfaßt alle Bereiche, die für eine Meeresverschmutzung in Betracht kommen, am ausführlichsten den Bereich, der die Handelsschiffahrt betrifft, für die eine Anzahl von detaillierten Regelungen vorgesehen ist. Das Übereinkommen beschränkt sich im übrigen auf grundlegende Prinzipien, die den Verpflichtungskatalog der Vertragsstaaten umreißen. Dazu gehören die folgenden Ursachen für eine Meeresverschmutzung: vom land aus, durch Tätigkeit auf dem Meeresboden, durch Einbringung (dumping), durch Schiffe und aus der Luft oder durch die Luft.
Mit einiger Generalisierung kann gesagt werden, daß die Qualität der Verpflichtungstatbestände für die Vertragsstaaten in fünf Gruppen eingeteilt werden kann:
Obersatz - das Grundprinzip
Leitsätze
Verpflichtung, Gesetze zu erstellen und anzuwenden
spezielle Regelungsbereiche
Einzelregelungen (insb. betr. die Schiffahrt)
Vergleicht man diese fünf Gruppen mit anderen internationalen Verträgen, so geht die rechtliche Qualität der drei ersten Gruppen erheblich über den sonstigen Standard hinaus. Insbesondere steht die Verpflichtung der Staaten, Gesetze zu erstellen, unter dem Leitsatz, die Meere zu schützen und zu bewahren. Der mit anderen Übereinkommen vergleichbare Maßstab ergibt sich erst auf der Ebene der speziellen und Einzelregelungen. Dazu gehört auch die in Artikel 1 Nr. 4 des 1982er Seerechtsübereinkommens vorgenommene Begriffsbestimmung zur "Verschmutzung der Meeresumwelt". Danach wird unter Verschmutzung u.a. verstanden "die unmittelbare oder mittelbare Zuführung von Stoffen oder Energie durch den Menschen in die Meeresumwelt einschließlich der Flußmündungen, aus der sich abträgliche Wirkungen wie die Schädigung der lebenden Ressourcen sowie der Tier- und Pflanzenwelt des Meeres, eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit und eine Verringerung der Annehmlichkeiten der Umwelt ergeben oder ergeben können.[116]" Im Vergleich dazu formuliert das Ozonschichtabkommen "schädliche Auswirkungen" als: „Änderungen der belebten und unbelebten Umwelt, einschließlich Klimaveränderungen, die erhebliche abträgliche Wirkungen auf die menschliche Gesundheit oder auf die Zusammensetzung, Widerstandsfähigkeit und Produktivität naturbelassener und vom Menschen beeinflußter Ökosysteme oder auf Materialien haben, die für den Menschen nützlich sind".
Diese Definition ist konfus und wenig klärend. Im Luftverunreinigungsabkommen bedeutet
"Luftverunreinigung"(Auszug): "die unmittelbare oder mittelbare Zuführung von Stoffen oder Energie durch den Menschen in die Luft, aus der sich abträgliche Wirkungen wie eine Gefährdung der menschlichen Gesundheit, eine Schädigung der lebenden Schätze und der Ökosysteme sowie von Sachwerten und eine Beeinträchtigung der Annehmlichkeiten der Umwelt...ergeben".
Kennzeichnend für das Seerechtskonzept ist, daß außer dem vergleichbaren Niveau mit anderen internationaler Verträge noch Leitlinien und Prinzipien festgelegt sind, zum Beispiel die Regeln, durch die die Vertragsstaaten verpflichtet werden, in allen die Umwelt betreffenden Bereichen Gesetze und Regelungen zu schaffen, anzuwenden und neuen Bedürfnissen anzupassen. Dies soll an dem nachfolgenden Beispiel erläutert werden.
Das Montreal-Protokoll von 1987 wird häufig als leuchtendes Beispiel dafür hervorgehoben, daß die internationale Politik hier gezeigt habe, daß sie auch ohne besondere Verpflichtung in der Lage sei, sich eines Problems anzunehmen[117]. Es steht mit einiger Sicherheit fest, daß eine Schädigung der Ozonschicht auch starke Einwirkungen auf das Meeresplankton haben kann[118]. Artikel 212 des Seerechtsübereinkommens legt fest, daß die Staaten Gesetze und Regelungen schaffen sollen, die eine Verschmutzung der Meeresumwelt, zu der auch eine Behinderung der maritimen Tätigkeiten einschließlich der Fischerei und der sonstigen rechtmäßigen Nutzungen der Meere gehört, verhindert, reduziert und kontrolliert, die von und durch die Atmosphäre verursacht werden kann. Mit einer nicht zu engen Auslegung sind die in Montreal getroffenen Vereinbarungen als eine Verpflichtung im Sinne des Artikel 212 zu bewerten.
Daß die Staaten sich nicht auf eine enge Auslegung berufen können, ergibt sich aus den Art. 212 vorrangigen Prinzipien, insbesondere dem bereits erwähnten Leitsatz des Umweltkapitels, wonach die Staaten verpflichtet sind, die Meeresumwelt zu beschützen und zu bewahren. Da nach der obigen Prämisse und Definition Klima zu verstehen ist als die Fortsetzung der Ozeane mit anderen Mitteln, kann dieser Leitsatz auch so gelesen werden, daß er bedeutet: Die Staaten sind verpflichtet, das Klima zu bewahren und zu beschützen.
Aus der Sicht des hier angetretenen Nautikers und Juristen kann nur nachhaltig betont werden, wie wichtig es ist, zunächst sich genaue Kenntnis über den wahren Sachverhalt zu verschaffen. Ohne diesen Sachverhalt bleiben Maßnahmen unvollkommen, hilflos und bergen die Gefahr von weit größeren Schäden, wenn in die falsche Richtung marschiert wird. Der Sachverhalt für den Schutz des Klimas kann klar, eindeutig und kurz mit: 'das Meer' bezeichnet werden. Im Hinblick auf die Bedeutung des obengenannten Leitsatzes kann der Jurist auch nicht mehr tun, als diesen Satz wegen seiner Bedeutung mehrmals zu unterstreichen und darauf zu verweisen, daß er vergleichbar ist mit dem Artikel 1 des Grundgesetzes, wonach die Würde des Menschen unantastbar ist. Dieser Satz steht an der Spitze von mehreren zig-tausend Seiten Gesetzen und Verordnungen und jeder Satz darin soll im Lichte des Leitsatzes interpretiert und angewendet werden. Noch kann der Leitsatz zum Meeresumweltschutz nicht beanspruchen, über zig-tausend Seiten von Gesetzen, Regeln und Standards zu residieren. Dies wäre möglicherweise heute bereits ganz anders. wenn die Wissenschaft bereits vor undenklichen Zeiten erkannt und zum Ausdruck gebracht hätte, daß das Klima nur verstanden und geschützt werden kann, wenn man die Meere versteht und sich für den Erhalt ihres Zustandes einsetzt.
b) Wissenschaftliche Meeresforschung[119]
Konzept und Qualität des Seerechtsübereinkommens sind bisher anderswo nicht erreicht worden. Mit einiger Generalisierung kann dieses Regelwerk als eines der modernsten und umfassendsten bezeichnet werden.
Als das 1982er Seerechtsübereinkommen in den 70er Jahren verhandelt wurde, reagierte die Wissenschaft wegen des Konzeptes überwiegend negativ. Sie sah sich insbesondere behindert durch die Einführung von sogenannten Wirtschaftszonen Die Küstenstaaten sollten bis zu 200 Seemeilen seewärts Wirtschaftszonen einrichten und ein Mitwirkungsrecht bei Forschungsaktivitäten in diesem Seegebiet beanspruchen können. Da die Summe dieser Küstengebiete aber nur ca. 16% der Gesamtoberfläche der Erde ergibt, bleiben immer noch über 50% des Erdballes unter dem Banner der "Freiheit der Meere und Forschung". Auch im übrigen scheint die vorgebrachte Kritik wenig durchdacht zu sein. Eine kooperative und auf Partnerschaft beruhene Zusammenarbeit mit dem Küstenstaat ist der umfassenden und schnellen Erforschung der Meere nur dienlich.
Die Forcierung einer kooperativen Zusammenarbeit ist eines der herausragenden und dem Seerechtsübereinkommen zuzurechnenden spezifischen Merkmale. Gegründet sind diese auf dem im Prinzip "exterritorialen" Status der Meere und deren physischer Beschaffenheit, die einen Besitz- und Herrschaftsanspruch durch Staaten unmöglich machen.
Daraus resultierte eine Reihe von Konsequenzen, die den Meeren einen Platz einräumen, der sich fundamental von den Kontinenten unterscheidet. Dazu gehören insbesondere die folgenden Aspekte.
· die Meere sind weitestgehend dem Souveränitätsdenken von Staaten entzogen;
· die Überwachung und Kontrolle von Umweltschutzauflagen kann von jedermann vor jedermanns Haustür (fast) ungehindert durchgeführt werden;
· Kooperation und Zusammenarbeit ist zwischen rivalisierenden Nationalstaaten leichter zu bewerkstelligen, wenn dies auf "exterritorialem" Boden geschieht
Diese Punkte würden insbesondere auch einer umfassenden Klimaforschung sehr zugute kommen.
c) Entwicklung und Transferyon Meerestechnologie[120]
Auch diesem Regelungsbereich, der noch in den 70er Jahren unter dem Eindruck der Stockholm-Konferenz von 1972 und dem ersten Ölpreisschock behandelt und festgelegt wurde, kommt eine besondere Bedeutung zu. Die Bedeutung dieses Regelungskonzeptes ist insbesondere dadurch begründet, daß umfassende Meeresforschung nur durch die Beteiligung aller Staaten erreicht werden kann. Ungefähr zwei Drittel der Staatengemeinschaft hat eine eigene Meeresküste. Schon das Gebot der Zweckmäßigkeit und des sparsamen Umgangs mit Forschungsressourcen erfordert, daß jeder Staat in die Lage versetzt und angehalten wird, die Seegebiete in seiner näheren Umgebung zu erforschen und die erforderlichen Daten und Meßreihen zu beschaffen, zu analysieren und in ein globales Beobachtungssystem einzubringen[121].
d) Streitschlichtungssystem[122]
Obwohl die Regeln des Streitschlichtungssystems inzwischen auch schon 10 Jahre alt sind, sind sie auch heute noch das modernste Streitschlichtungskonzept[123], das die Staatengemeinschaft bisher entwickelt hat. Unter dieses Rechtsprechungssystem fallen alle von dem 1982er Seerechtsübereinkommen festgelegten Umweltschutzbestimmungen. Danach kann jeder Staat jeden anderen Staat wegen Verletzung seiner durch das See- rechtsübereinkommen festgelegten Rechte daraufhin verklagen, daß der andere Staat die korrespondierenden Pflichten erfüllt. So könnte man sich vorstellen, daß, wenn es den Malediven oder anderen pazifischen Inselstaaten gelänge, nachzuweisen, daß das CO2 ursächlich für den Anstieg der Meeresspiegel ist, sie das Recht haben, einen oder mehrere Industriestaaten zu verklagen, entsprechende Emissionen zu unterlassen und Schaden- ersatz zu leisten. Es sind aber auch unzählige minder gravierende Fälle denkbar, die durchaus ihren Weg in das internationale seerechtliche Streitschlichtungsverfahren finden können. Dies würde dem internationalen Umweltschutzrecht, dem Meeresschutz und Kli- maschutz eine neue Dimension und einen entsprechenden Impuls verleihen. Die see- rechtliche Judikatur könnte einer der wichtigsten Promotoren für effizienten Klimaschutz sein[124].
Wie oben dargestellt, hat sich die Wissenschaft seit dem Ozonschichtschutzabkommen von 1985 bemüht, durch Einbeziehung der Klimaänderungsproblematik in internationale Verträge Voraussetzungen für einen 'gesetzlichen Auftrag' zur Erforschung des Klimas zu schaffen. Sie meint. daß ihr das durch noch nie da gewesene Kooperation mit der Politik gelungen sei. Das bedeutet aber keineswegs, daß dies der Sache dienlich
war[125]. Diesem Unterfangen hätten sich weder Interessengruppen noch die Wissenschaft, aber auch nicht der Gesetzgeber bzw. die Staaten aussetzen müssen. Die internationale Politik hatte mit dem 1982er Seerechtsübereinkommen bereits ein Vertragswerk zum Abschluß ge- bracht, das in seiner Bandbreite und Qualität zur Zeit zwischen der Staatengemeinschaft wohl nicht mehr erreichbar wäre[126]. Gerade die mühsamen Verhandlungen im Vorfeld der Rio-Konferenz haben dies gezeigt. Der Wissenschaft, den Umweltschutzorganisationen und anderen interessierten Gruppen, aber auch Staaten (z.B. solchen, die befürchten unterzugehen) stand seit 1982 die Option offen, sich für die allgemein verbindliche Anwendung des 1982er Seerechtsüberkommens einzusetzen und sodann von den Staaten und ihren politischen Führern die strikte Anwendung des Übereinkommens zu verlangen. Der Effekt für den Schutz des Klima wäre ungleich größer gewesen als das, was die Klimadiskussion seit 1982, als am 10. Dezember 119 Staaten das Seerechtsübereinkommen zeichneten, erbracht hat.
Probleme kann man so oder so bewerten. Auf
den Versuch des Verfassers, eine Zeitung vor der Rio-Konferenz für
einen
Artikel zu interessieren, erhielt er ein Absageschreiben mit dem
Hinweis:
"Ihre skeptische Bewertung der gegenwärtigen.umweltpolitischen
Debatten
teile ich, auch wenn ich meine, daß bei dem Versuch, den
CO2-Ausstoß zu
verringern, kein großer Schaden angerichtet werden kann.
Schließlich wird dies
früher oder später dazu führen, daß der
Energieeinsatz verringert wird."
So akzeptabel diese Feststellung ist, so schief ist die
Proportionalität und
Sachbezogenheit, die dieser (dankenswerterweise gemachten) Aussage und
der
bisherigen Klimadiskussion zugrunde liegt
Vielleicht war es 'continental thinking'. Vielleicht lag es daran, daß sich die Meteorologen nur für die atmosphärischen Erscheinungsformen, das Wetter, interessierten und Klima nur als Unterabteilung für die statistische Erfasung der Wetterabläufe führten. Vielleicht ist eine der Ursachen, daß die kleine und in viele sehr unterschiedliche Disziplinen gefächerte Gruppe der Meereskundler meinte, Klima gehöre zur Meteorologie und die wüßte schon, worum es geht. Schließlich könnte es auch daran liegen, daß eine Gruppe von Wissen- schaftlern ihr im Labor und am grünen Tisch errechnetes Wissen zum Treibhauseffekt ohne hinreichende Berücksichtigung der praktischen Begebenheiten als Ergebnis mit einem hohem Wahrscheinlichkeitsgrad der Öffentlichkeit und der Politik präsentierte. Eines läßt sich m.E. jedenfalls der bisherigen Klimadiskussion nicht entnehmen, nämlich daß 'oceanic thinking' einen angemessenen Widerhall gefunden hat.
Dies ist, soweit der Nautiker "die Welt versteht", nicht der Fall gewesen. Nach seiner oben dargelegten Auffassung ist das Meer in einer Weise für das Klima verantwortlich. daß von einer Synonymität gesprochen werden kann. Selbst wenn andere, nicht dem Meer zugrundeliegenden Ursachen für eine Beeinflussung des klimatischen Erscheinungsbildes in Betracht kommen, so hängt es vorrangig von den Meeren ab, wie sie darauf reagieren und das Klima prägen.
Wenn vom Klima gesprochen werden kann als der Fortsetzung der Ozeane mit anderen Mitteln, dann kann die Erforschung und der Schutz des Klimas auch nur dann erfolgversprechend sein, wenn man sich zunächst voll und konzentriert mit dem Meer befaßt. Noch ist nicht einmal eine annähernd brauchbare "Bestandsanalyse" über die Meere erstellt, geschweige denn ein Überwachungssystem im Ansatz vorhanden. Statt dessen werden Datenfragmente in Computer eingespeichert und die Statistik feiert Triumphe. Noch ist der Glaube an die Aussagekraft von Rechenmodellen
ungebrochen[127]. Das Meer ist viel zu groß und zu komplex, um darauf bauen zu können, und die Frage zielt nicht auf normale klimatische Veränderungen, sondern auf vom Menschen verursachte; das heißt aber, wenn die Statistik diese registriert. ist es bereits zu spät.
Neben der Ausgangsfragge, um was es eigentlich geht, wenn man das Klima schützen will, bedarf es zur Umsetzung eines solchen Zieles eines rechtlichen Rahmenwerkes, um Rechte und Pflichten zu beschreiben und ihre Durchsetzung festzulegen. In den drei Abkommen zur Luftverschmutzung, zur Ozonschicht und zu Treibhausgasen von 1979, 1985 und 1992 wurde in Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Politik versucht, konkrete Probleme anzusprechen und zugleich die Problematik von Klimaveränderung in ein internationales Vertragsrecht mit einzubinden. Diese Bemühungen lassen bisher einen nennenswerten Fortschritt zum Schutz des Klimas nicht erkennen. Neben dem grundsätzlichen Zweifel, daß eine enge Verknüpfung zwischen Klimaveränderungen und CO2 überhaupt zulässig ist, wurde das angestrebte Ziel schon alleine dadurch verfehlt, daß es nicht einmal gelungen ist, dem Begriff Klima eine substantielle Bedeutung zugeben und damit einen Sachverhalt zu spezifizieren. Zu lange war das 'durchschnittliche Wetter' die Basis der Klimadiskussion. Auch die jetzt im Klimaübereinkommert verwendete Umschreibung mit 'Klimasystem' läßt einige Hilflosigkeit und mangelndes Verständis (oder mangelnden Willen, das Verständnis verständlich zu machen) über die Basis des Phänomens Klima erkennen.
Manche Lücke oder Übertreibung in der bisherigen Klimadiskussion wurde gerechtfertigt mit dem Hinweis, daß schnelles Handeln erforderlich sei. Die Reputation und Gewichtigkeit der Wissenschaft stieg von Konferenz zu Konferenz und von Presseartikel zu Presseartikel. Das Meer war nur insoweit prominent vertreten, als es mit einem Meeresspiegelanstieg als Drohung hilfreich war. Daß die Meere die Ursache des durchschittliche Lufttemperaturanstieges sein können, wurde nicht zum Thema gemacht.
Für den Schutz des Klimas hätten die interessierten Kreise sehr viel mehr erreichen können. Dafür ist ein starkes Gesetz gerade gut genug. Seit nunmehr 10 Jahren bestand die Möglichkeit, sich zum Schutz des Klimas eines Jahrhundertvertrages im internationalen Recht zu bedienen. Es hätte nur der Feststellung bedurft, daß man das Klima nicht verstehen und nicht schützen kann, wenn man nicht die Meere versteht und schützt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, daß bei einem hinreichenden Verständnis und Über- blick über den Zustand der Meere bereits heute erkennbar wäre, wohin sich das Klima in den nächsten 10, 50 oder 200 Jahren bewegt. Was nützt es heute, über die Erhöhung der Deiche zu sprechen, wenn morgen eine Abkühlung durch die Meere eintritt und der Meeresspiegel fällt. Um in dieser Frage und Dutzend anderen Fragen, die die Menschheit betreffen, verläßliche Entscheidungshilfen zu erhalten, gibt es nur einen Weg und der heißt, ein Instrumentarium wie das 1982er Seerechtsübereinkommen bald, umfassend und effizient anzuwenden. Insoweit brauchen weder die Wissenschaft noch andere interessierte Kreise bei der "hohen Politik" zu betteln und zu bitten. Es bedarf nur der Inkraftsetzung und globalen Verbindlichkeit des 1982er Seerechtsübereinkommens, dann kann gefordert werden, daß die Staaten ihre Verpflichtung aus Artikel 192 erfüllen und die Meere schützen und bewahren.
Das beste denkbare internationale Instrument zum Schutz des Klimas könnte sofort zur Anwendung kommen. Bleibt nur zu hoffen, daß alle Befürchtungen hinsichtlich Klimaveränderungen und Klimakatastrophen nur überzogene Ängste waren. Wenn nicht und wenn sich hier Realitäten zeigen, wird eine Seite, die Politik oder die Wissenschaft, erklären müssen, warum wichtige Jahre, die eine Katastrophe vermindert, verhindert oder auf sonstige Weise in ihrer Dramatik hätte ausgleichen können, nicht genutzt wurden.
[1] Neumayer, Bericht über die vulkanischen Ausbrüche des Jahres 1883 in ihrer Wirkung auf die Atmosphäre, Meteorologische Zeitschrift, Jan. 1884, S. 1.
[2] Siehe H. Wexler, On the Effect of Volcanic Dust on Insolation and Weather, Bulletin American Meteorologigal Society, Vol. 32, Jan.1951, S.1 0-15 und S.48-51, m.w.N.; Artur Wagner, Klimaänderungen und Klimaschwankungen, Braunschweig 1940, S.42.
[3]Zu Einzelheiten siehe: Gilbert N. Plass, The Carbon Dioxide Theory of Climate Change, Tellus, Vol.8, 1956, S. 140-154 (140).
[4] Plass, wie vor, S.140. Kritisch dazu schon damals F. Möller, On the Influence of Changes in the C02 Concentration in Air on the Radiation Balance of the Earth's Surface and on the Climate, Journal of Geophysical Research, Vol.68, 1963, S. 3877-3886.
[5]Plass, wie vor, S. 154. Heute ist die Literatur zum CO2-Effekt nahezu unüberschaubar. Siehe dazu z.B. Paul J. Crutzen, in: Crutzen/Müller, Das Ende des blauen Planeten?, München 1989, S. 25-48; Enquete-Kommission des 11. Deutschen Bundestages, Schutz der Erde, Bonn 1990, S. 139-240; K. Y A. Kondragyeo, New assessments of global climate change, Atmosfera, 1991, S.177-188; Derek M. Elsom, Atmospheric Pollution, Oxford 1992, S. 132-165.
[6]So lehnte z.B. S.H. Schneider noch vor 20 Jahren eine C02-Relevanz für eine Erwärmung als „für die nächsten tausend Jahren als höchst Unwahrscheinlich“ ab, siehe S.I. Rasool & S.H. Schneider, Atmospheric Carbon and Aerosols, Science Vol. 173, 1971, p. 138. Siehe dazu seinen (versteckten) Hinweis in seinem Buch: Global Warming, San Fransisco 1989, Fn.17 zu Chapter 4, wo er von der Aussage abrückt.
[7]Siehe dazu: S.H. Schneider, Global Warming, San Fransico 1989, S.194f.
[8]So S.H. Schneider, wie vor; siehe auch A. Henderson-Sellers, Greenhouse Guessing: When should Scientists speak out, Climate Change, Vol.16, 1990, S.5-8(8}: Many of my colleagues in the meteorological community argue that no statements should be made until we are absolute certain!
[9]So John Houghton, World climate needs concerted action, in Financial Times, 11. Nov.1990. Houghton war der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Ausschußes über Klimaveränderungen des IPCC.
[10] Das Gremium wurde durch UN-Environment ProgrammelUNEP} und World Meteorology Organisation(WMO} Ende 1988 eingerichtet.
[11]So John Houghton, aao (Fn 9); siehe dazu Steinar Andresen, The Climate Negotiations: Lessons and Learning. International Challenges, Vol.12 No.2, 1992, S.34-43 (40).
[12]J. Jäger & H.L. Ferguson (ed), Climate Change: Science, Impacts end Policy, Proceedings of the Second World Climate Conference, Cambridge 1991; es handelt sich dabei um die Zusammenfassung der verschiedenen Arbeitsgruppen des IPCC.
[13]Financial Times, 28.05.92, mit Hinweis auf: IPCC: Climate Change, Cambridge 1992
[14]So schreibt Bert Bolin in Zusammenfassung der Ergebnisse des IPCC in: Jäger/Ferguson (ed), aaO (Fn 12), S. 19: "There is a greenhouse effect, that is at present being enhanced by man due to emissions of a number of the so-called greehouse gases" und "we can tell with confidence that it (climate change) is going to be significant if present increase of the emissions continue without constraints". Eine der wenigen kritischen Stimmen z.B.: David Thomas, The cracks in the greenhouse theory, Financial Times (Weekend FT) 3./4. Nov. 1990; ferner Leiv Lunde, Science end Politics in the Greenhouse. How Robust is the IPCC Consensus? in: International Challenge, Vol.11, 1991, S.48 - 57, m.w.N.
[15]J.Jäger
& H.L.Ferguson, aaO (Fn 12), S. 498
[16]United Nations
Conference on Environment end
Development (UNCED); der Vorbereitungskonferenz lag eine Entscheidung
der UN-Generalversammlung
vom 22.12.89 zugrunde, siehe im einzelnen: Environmental Policy and
Law,
Vol.20, 1990, S.72-73 und S.96f
[17]Die Verhandlungen
zu dem Klimaabkommen wurden nach
fast 18-monatigen Verhandlungen am 9. Mai 1992 abgeschlossen (The Int.
Herald
Tribune, 11.5.92, Global-Warming Pact Without Targets Gets U.S.
Approval).
[18]“The weight
of evidence is that the climate is
in danger, but the convention is not enough. The real test is, will it
soon
lead to reduction in the polluting gases that threaten the atmosphere",
in: The Guardian, 15.6.92, (Brown/Rocha, World leaders put on probation
by Rio
organizer).
[19]in: Frankfurter Rundschau, 16.6,92 ( J. Wille, "Am Anfang des notwendigen dramatischen Prozesses"); vgl. dazu auch Paul Brown der im Guardian (15.6.92) schreibt: "but Europe and Japan regard the convention as weak, ducking specific promises on carbon dioxidee reductions to accomodate the United States. Politicians have repeated many times in the main conference, however, their hopes that this is only the beginning of the process". Vgl. zur Folgekonferenz die Erklärung von Bundekanzler Helmut Kohl vor dem Dt.Bundestag am 20.5.92, in Bulletin Nr.53, S.501 (503)
[20]Siehe z.B. Int. Herald Tribune (The New York Times) 16.6.92: "But now, after the Earth Summit, there is a road"; Nature, "Two successful weeks at Rio", Vol.357, 18.6.92, S.523
[21] Protocol (Ziff.45, 1.Satz) of the Summit of the Arch, 16. July 1989, abgedruckt in: The New York Times, 17.7.89, S.A7; US State Bulletin Sept. 1989; der Text: The increasing complexity of the issues related to the protection of the atmosphere calls for innovative solutions
[22]AaO. (Fn.1)
S.3/4
[23]The Times, 29.2.92,
(Questioning weather):
"Absolute unpredictability is weather's defining virtue. Perhaps that
is
what cur unintelligible forecasters are trying to say"
[24]S. Disraeli
(1804-1881), engl.
Premierminister, erwähnt bei A. Henderson-Sellers, aaO (Fn 8), 5.6
[25]So schreibt A.S.
Monin, An Introduction to the
Theory of Climate, Dordrecht 1986, S. 6: “we don't have to know
the individual
chronological sequence of states of the atmosphere-ocean-land system.
Rather we
must have statistics of the states that is their limits of variation
and their
frequency of occurrence over a long time interval”. Vgl.
dazu die Ausführungen zur Natur des Klimas in diesem Beitrag
[26] Zum
Temperatureffekt von Wasser, siehe M.Grant
Gross, Oceanography, 5th Edition, Englewood Cliffs, 1990, S.87;
A.S.Monin, wie
vor, S.114-120
[27]W.Weischet,
Einführung in die
Allgemeine Klimatologie, Stuttgart 1988, 5.121, begründet dies wie
folgt:
"Das liegt daran, daß die nächtliche Abkühlung nur eine
Schicht von 300
bis 500 m erfaßt, die Anheizung tagsüber sich dagegen bis
1000 oder 1500 m
auswirkt."
[28]B.R.
Stanton, Ocean Circulation and Ocean-Atmosphere Exchanges, Climate
Change,
Vol.18, 1991, 5.175-194 (176)
[29]A.S. Monin,
aaO (Fn 25), S. 2
[30]Nach Angaben von W.
Weischet, aaO (Fn 27), S. 73f,
ist das Verhältnis für die spezifische Wärme für
(ruhendes) Wasser und
Luft 1: 0,24 und ein cm3 Wasser braucht
zur Erwärmung 10 000 mal mehr Kalorien als die Luft in
Bodennähe
[31]Siehe dazu U.
Siegenthaler & E. Sanhueza,
Greenhause Gases and Other Climate Forcing, in: Jäger/Ferguson
(ed), aaO (Fn
12), S.47-58
[32]Nach J.D. Woods,
in: John T. Houghton (ed), The
Global Climate, Cambridge 1984, S. 142: "Approximately 80% of the solar
energy intercepted by our planet enters the atmosphere over the oceans".
[33]"The ocean is
closer to a state of dynamic
equilibrium than the atmosphere", Eric B. Kraus, in: Rhodes W.
Fairbridge (ed), The Encyclopedia of Climatology, New York 1987, S.
639.
[34]Hartmut Graßl
& Reiner
Klingholz, Wir Klimamacher, Frankfurt 1990, S.123.
[35]Dazu meint Keith
Clayton, Scaling Environmental
Problems, Geography 1991, S.2-15(5) feststellend und ironisch: "We are
remarkably land-centered. Even Ron Johnston (1884) seemed to have
forgotten
where oysters actually grow! Yet the oceans playa critical part in the
world
climatic system and cursory reading of the national curriculum suggests
they are
neglected everywhere, and almost totally neglected within the geography
syllabus."
[36] So schrieb die
Direktion der Deutschen Seewarte
einen Artikel "Die prachtvollen Dämmerungserscheinungen in dem
Zeitraum
vom 26. bis 30. Nov. 1883", als der Krakatau drei Monate nach dem
Ausbruch
auch in der nördlichen Hemisphäre seine Wirkung am Himmel
zeigte; Neumayer, aaO
(Fn 1)
[37]Artur Wagner, aaG
(Fn2)0, S.41f
[38]Vgl. dazu
H. Wexler, aaO (Fn 2); R.S.Bradley, The Expolsive Volcanic Eruption
Signal in
Northern Hemisphere Continental Temperature Records, Climatic Change,
Vol.12,
1988, S. 221-244
[39]Siehe z.B.
Enquete-Kommission,
aaO (Fn 5) Bd.1, S.220; Graßl/Klingholz, aaO (Fn 34), S.61,
schreiben: Nach
einem kräftigen Vulkanausbruch "wird es kurzzeitig kälter,
aber nach ein
paar Jahren ist der ganze Zau- ber wieder vorbei. Nur in
Ausnahmefällen kommt
es dabei zu einer natürlichen Klimakatastrophe"; S.H.Schneider,
aaO (Fn
7), S.45, weiter führt er aus (S.91): recent theories linking
climate and
atmospheric opacity from volcanic eruptions are not confirmed and this
connection is physically better based. Siehe aber auch J.Gentilli,
Present-Day
Volcanicity and Climate Change, The Geological Magazine, Vol.85, 1948,
S.
172-175, der jeden Zusammenhang
verneint. So auch J. Murray Mitchell Jr., in: Fred Singer (ed), The
Changing Global Environment, 1975, S.149-173(171).
[40]Neumayer, Bericht
über die
vulkanischen Ausbrüche des Jahres 1883 in ihrer Wirkung auf die
Atmo- sphäre,
Meteorologische Zeitschrift, 1884, S.49-65 (Fortsetzung vom Vorheft,
siehe
Fn.1)
[41]J.M. Pernter, Der
Krakatau-Ausbruch und seine Folge-Erscheinungen, Meteorologische
Zeitschrift,
1889, S. 329-339, S. 409-418, S. 447-466; zur Aufnahme der Arbeit der
Kommission der Königlichen Gesellschaft in London, siehe:
Neumayer, aaO (Fn 1),
S.3
[42]Siehe Wexler, aaO
(Fn 2);
Pernter, aaO (Fn 41), S. 412
[43] Siehe J. Gentilli,
aaO (Fn 39). Nach der in
„Schutz der Erde“, aaO (Fn 5), S.194, wiedergegebenen
Graphik, ist ein Absinken
der Temperatur nicht erkennbar, wird aber auf Seite 220 erwähnt.
In der ent-
sprechenden Graphik zum IPCC-Bericht (Jäger & Ferguson, aaO
(Fn 12), S.72),
ist wenigstens vermerkt, daß es sich um die durchschnittlichen
über Land
gemessenen Temperaturen handelt
[44]Artur Wagner, aaO
(Fn 2), S. 42
[45]J. Gentilli, aaO
(Fn 39), S. 173f. Auch die
folgende generelle Feststellung von W. Weischet, aaO (Fn 27), S.70,
könnte im
Umkehrschluß mit herangezogen werden, wonach auf der
Nordhalbkugel ca. 10%
weniger kurzwellige Energie anfällt als auf der Südhalbkugel.
Zu
berücksichtigen wäre, daß die Südhalbkugel 2-3
Monate früher und wohl auch
stärker (was nie gemessen wurde) als der Norden unter die
'Abschirmung' kam.
[46]Siehe P..D.
Jones, T.M.L.Wigley & P.B. Wright, Global temperature variations
between
1861 and 1984, Nature Vol.322, S. 430-434.
[47]Vgl. dazu Curt
Covey, Chaos in ocean heat
transport, Nature, Vol.353, 1991, S. 796-797.
[48]H. Wexler, aaO (Fn
2), S. 14
[49]aaO (Fn 5) S. 195;
vergleicht
man diese Ausage mit der auf S.194 wiedergegebenen Graphik, dann
fällt auf, daß
der Abwärtsknick auf der Südhalbkugel nach 1940 stärker
ist als auf der
Nordhalbkugel. Vgl. auch Folland u.a., Worldwide main
temperature fluctuation. Nature Vol 310, 1984, S.670-679. Folland &
Parker,
in: M.E. Schlesinger (ed), Climate-Ocean Interaction. 1990, S.21-52
[50]J.Murray Mitchell,
in: John E. Oliver &
Rhodes W. Fairbridge(ed), The Encyclopedia of Climatology. New York,
1987, S.
326.
[51]So sind z.B. im 1.
Weltkrieg
über 300.000 Blockademinen und im 2. Weltkrieg über
800.000 Minen verlegt worden, siehe Monin, Tsymbal, Schmelev: Damage to
the
World Ocean as a reason of the armaments race, in: Peace to the Oceans,
Newsletter 2-90, S. 26-29
[52]Ausführlich
dazu Knut Aagaard, in: S.P. Parker (ed), McCraw-Hill, Encyclopedia of
Ocean and
Atmospheric Sciences, 1980, S. 21-26;u.a weist Aagaard auf die
Bedeutung des
Salzgehalts hin. Dies wurde kürzlich
dargestellt in Beiträgen von Walter Frese in NDR 3 am 1.8.92,
"Meeressalz:
Frostschutz für Europa"; Hamburger Abendblatt 22./23.Aug.92, "Eine
Prise
Salz entscheidet"; Süddeutsche Zeitung am 27.8.92, "Wie das Meer
das
Klima bestimmt". Anmerkung: Der Salzgehalt spielt überall in den
Ozeanen
eine bedeutende Rolle und Veränderungen haben nachhaltige Folgen.
So braucht
man nur die Straße von Gibraltar, durch die der Nordatlantik
seine hohe
Salzkonzentration erhält, abzuschotten und es würde nicht
allzulange dauern,
bis die Eisgrenze vor Schottland liegt. Zur Erläuterung
des" Abflußmechanismus" zwischen Island und Grönland, siehe
John A.
Whitehead, Giant Ocean Cataracts, Scientific American. Vol. 260, 1989,
S.36-43
[53]J.
Bjerknes, The Recent Warming of the North Atlantic, in: Bert Bolin
(ed), The
Atmosphere and The Sea in Motion, Oxtord 1959, S.65-73. Vgl. dazu auch
A. Wagner, aaO (Fn 2), S. 49.
[54] Artur Wagner, aaO
(Fn 2), S.46f, der auch Angaben
über die Mittlere Abweichnung (A) der Eisgrenze (in km) im
Ostspitzbergenmeer
tür die Spätsommer der Jahre 1898 - 1934 macht z.B.: 1914 = A
+120; 1915 = A
+30; 1916 = A +320; 1917 = A +100; 1919 = A -30; 1920 = A -140 (auch
alle
weiteren Werte bis 1934 sind Minus)
[55]Artur Wagner, aaO
(Fn 2)
[56]Siehe dazu die
Hinweise bei Artur Wagner, wie vor, S.49
[57]Siehe dazu auch
GESAMP, The state of the marine environment, UNEP Report
115,1990; OECD, The State of Environment, 1990, S.7 1 -93.
[58]Phillipe
Gaspar, Jean-Claude André & Jean-Michel Lefevre, The
Determination of
the Latent and Sensible Heat Fluxes at the Sea Surface Viewed as an
Inverse
Problem, Journal of Geophysical Research, Vol.95, 1990, No.C9, S.
16.169-16.178
[59]Newsweek, 1.Juni
1992, S. 20 (Bitter and
confusing, the debate over the greenhouse sheds more heat than light.
The
science is shaky but there's reason to act anyway).
[60]The Int. Herald
Tribune (New York Times) 16. June 92 "Rio Sketched
the Road" (But now, after the Earth Summit, there is a road); The
Guardian, 15. June 92 "Rio: the bucks stop here" (Rio has set up some
machinery for effective cooperation); Financial Times, 15.June 1992
"Many
roads from Rio" (The Rio conference was worth having - once).
[61]Dazu schreiben
Graßl/Klingholz,
aaO {Fn 34}, daß der Meteorologe Eward Lorenz 1972 eine Arbeit
mit den Titel
veröffentlichte: "Kann das Schlagen eines
Schmetterlingsflügels in
Brasiiien einen Tornado auslösen?" Siehe dazu auch Tim Palmer, in:
Nissa
Hall (ed), Guide to Chaos, London 1991, S. 69-81
[62]Dafür,
daß sich die CO2- These
doch als Flop erweisen könnte, siehe: Newsweek, 1. June
92, S. 23-24, Auszug: “Greenhouse theory suggests that warming
should peak on
summer afternoons: the worst time, …; Karl's (of the
U.S.National Climatic Data
Center) work suggests nature is doing the opposite”
[63]M. Grant Grass, aaO
(Fn 26), S. 119
[64]Dabei spielt eine
Reihe von
anderen Faktoren eine bedeutende Rolle, die hier nicht weiter
angesprochen werden
können, z.B. Plankton, Salz, Staub und insbesondere die direkte
Wirkung der
Sonneneinstrahlung auf die Meere
[65]So wird z.B.
bereits in:
Umwelt-Weltweit, Bericht der UNEP1972-1982 (Band 88A - Beiträge
zur
Umweltgestaltung), S.53, erwähnt, daß die CO2-Wirkung sich
anders zu verhalten
scheint, als man erwarten sollte
[66]Vgl. dazu in
Jäger &
Ferguson, aaO (Fn 12), dort: Bollin S.19; Houghton, S,23, u.a. Siehe
auch
Graßl/Klingholz, aaO (Fn 34), S. 14
[67]Man könnte das
Phänomen
umreißen mit 'continental thinking', wozu auch das Wetter
gehört. Insoweit hat
sich auch die Meteorologie bis heute nicht genügend von einem
'Landbewußtsein'
lösen können
[68]Exemplarisch dazu
der folgende
Satz aus dem Bericht der UNEP 1972-1982 , aaO (Fn 65), S.25: Diese
Experimente
geben Hinweise darauf, daß Regionen im Ozean die
atmosphärischen Prozesse über
den Kontinenten vielleicht in bedeutender Weise beeinflussen - mit
einer zeitlichen Verschiebung von 4-8 Monaten. Siehe dazu z.B, auch die
Rede
von der 'lebenden Legende', dem großen Mann der Meere,
Jacques-Yves Cousteau,
die er vor dem UNCED-Plenum am 4. Juni 92 gehalten hat, in: Die
Weltwoche, 11. Juni 1992, S. 63.
[69]z.B. H.U.Svendrup,
Oceanograpy for Meteorologists, New York 1941, S. 223 ( ..one can not
deal independently with the atmosphere ..but in meteorology it has not
yet
received sufficient attention). J. Namias, The Sea as a Primary
Generator of
Short-Term Climatic Anomalies, in: WMO Proceeding on Long- Term
Climatic
Fluctuation, Norwich 1975, S. 331-333. Keith Clayton, aaO (Fn 35)
[70]The Guardian, 10.
April 92, Nicholas Booth, How
to tune into an ocean wave (Zitat: "We won't understand
global warming until we understand exactly how important a tale the
oceans
play”).
[71]Siehe dazu und zur
Einstellung der Meteorologie:
H.H. Lamb, The New Look of Climatology, NATURE, Vol.223, 1969,
S.1209-1215:
"but for the physical scientist it has seldom had a depth of interest
to
rival dynamical meteorology and the great strides forward in the
development of
numerical forecasting"
[72]Siehe z.B. J.T.
Houghton u.a. (ed.), Climate
Change, The IPCC Scientific Assessment, Cambridge 1990, S.XXXV; John E.
Harries, Earthwatch - The Climate from space, Chichester UK, 1990, S.30
[73]Siehe H.H. Lamb,
aaO (Fn. 71), S. 1209:
"Climatology was generally regarded as the mere dry-as-dust bookkeeping
end of meteorology."
[74]Graßl/Klingholz,
aaO (Fn 34),
S. 90. So hat z.B. einer der 'Großen' (und bis vor kurzem
kritisch zur
Treibhausdebatte Schreibender, siehe Andresen, aaO (Fn 11)) im
Klimabereich, S.
Fred Singer, im Jahr 1975 folgende Feststellung zur Klimabeeinflussung
getroffen: "The four most important factors are: chemical changes in
the
atmosphere, particularly changes in CO2 concentration; presence of dust
and
aerosols; changes in surface albedo, including ice and snow, clearing
of land,
inundation, building of cities, etc.; and generation of heat", in: S.
Fred
Singer (ed), Introduction, aaO (Fn 39), S. 4
[75]Joel B. Smith &
Dennis Tirpatz (ed.), The
Potential Effects of Global Climate Change on the US, US EPA, Dec.
1989, S.21: "In many sciences ... it
is possible to investigate new phenomena by doing research in a
laboratory. In
the field of climate, this is not possible. One cannot bring the
earth's
climate system into a room and perform experiments on it, changing the
trace
gas concentration or increasing the amount of sea ice. It is not
possible to
have two identical systems, one a control that is changed to compare
the
outcomes."
[76]Aus einer Rede,
gehalten anläßlich eines 'Royal
Society Dinner' am 27. September 1988: "In studying the system of the
earth and its atmosphere we have no laboratory in which to carry out
controlled
experiments. We have to rely on observations of natural systems." Siehe
auch H.H. Lamb, aaO (Fn 73), S.1215: "The computer models of
atmospheric
behavior in other climatic eras may be too unrealistic, and may
therefore
proceed too far and too fast on faulty basic assumptions." Siehe auch
R.M.
Peterman (et.al.), Statistical Power Analysis and the Precautionary
Principle,
Marine Pollution Bulletin, Vol.24, 1992. S.231- 234, m.w.N.; Steven J.
Ghan, The GCM
Credibility Gap, Climate Change, Vol.21, 1992, S.345-346, wonach
große
Unterschiede zwischen den Ergebnissen verschiedener GMC's hinsichtlich
der
Treibhauserwärmung bestehen
[77] "Krieg ist die
Fortsetzung der Politik mit
anderen Mitteln.“
[78]So stellt Klaus
Hasselmann,
Ocean Circulation and Climate Change, Max-Planck-Institut für
Meteorologie,
Report No. 58, 1990, S.3, fest: "the dynamics of climate is strongly
controlled by the ocean", räumt den Ozeanen insoweit nur eine
Mitwirkung
in der Zeitspanne von wenigen Wochen bis zu tausend Jahren ein. Im
Report
No.57, S.8, für 'external forcing' wird für die Ozeane eine
Reaktion von
hunderten bis zu tausend Jahren angegeben. Daß die Ozeane Sekunde
für Sekunde
das Klima, bzw. die Luftempertur 'tragen' wird nicht verdeutlicht. Auch
Eric
B.Kraus, in: Oliver & Fairbridge (ed), aaO (Fn 33), S.639,
erklärt:
"The ocean is truly the flywheel of the climate system", um es dann
zu relativieren. Aber der Trend - wenn auch sehr langsam - steuert auf
die
Meere zu, siehe z.B. Stephens & Slingo, die erst kürzlich
schrieben:
"With the oceans assuming an ever greater significance in our
understanding of climate,.." in: NATURE, Vol. 358, 1992, S.369
[79]
insbesondere, wenn daraus nicht erkennbar wird, daß die
naheliegenden
Schlußfolgerungen gezogen werden. So wird zwar viel darüber
diskutiert, daß
Kiimaänderungen durch Strömungsänderungen der Tiefsee
verursacht worden sein
können (vgl. Watts & Morantine, Rapid Climatic Change and the
Deep Ocean,
Climatic Change, 1990, S.83-97), daß aber durch verschmutzte
Flußwasser und
viele andere Ursachen auf die Meeresströmung eingewirkt werden
kann, findet
wenig Aufmerksamkeit
[80]Siehe z.B.
Patricio A. Bernal, Consequences of Global Change for Oceans, Climate
Change,
Vol.19, 1991, S. 339-359
[81]Siehe z.B. Carl
Wunsch, in: Houghton (ed), aaO
(Fn 32), S. 195; Michael J. Kennish, Marine Science, Bocan Raton 1989,
S.4,
Zitat: "Ocean circulation is inextricably linked to the atmosphere.
Winds
and density differences which drive circulation in the ocean largely
depend on
atmospheric conditions"
[82]Siehe zu EI Nino:
Glantz &
Katz & Krenz, Climate Crisis, UNEP/NCAR 1987
[83]Siehe z.B. GESAMP,
aaO (Fn 57), S.80; C.J. van
der Veen, Projecting Future Sea level, Surveys in Geophysics, 1988,
389-418;
T.M.L.Wigley & S.C.B. Raper, Implications for climate and sea level
of
revised IPCCemissions scenarios, NATURE, Vol.357, 28.5.92, S.293-300;
dieselb. NATURE, Vol. 330, 1987, S. 127- 131; Smith & Tripatz, aaO
(Fn 75),
S.123-147; J. Oerlemans, A Projection of Future Sea levels, Climatic
Change,
Vol. 15, 1989, 151- 174(165); Derek M. Elsom, Atmospheric Pollution,
Oxford
1992, S. 162. Siehe zur Wärme aus der Tiefe den Bericht von
Roemmich &
Wunsch, Apparent changes in the climatic state of the deep North
Atlantic
Ocean, Nature Vol.307, 1984, S.447-450; Rind & Chandler, Increased
Ocean
Heat Transports and Warmer Climate, Journal of Geophysical Research,
Vol.96,
D4, 1991, S.7437-7461; siehe dazu auch Zitat bei Wagner (oben Fn 55)
[84]Siehe dazu
z.B. E.D. Jones, T.M.L. Wigley & P.B. Wright, aaO (Fn 46); Peter B.
Wright,
Problems in the Use of Ship Observation for the Study of Interdecadal
Climate
Changes, Monthly Weather Review, Vol. 114, 1986, S.1 029- 1034; Folland
&
Parker, aaO (Fn 49). Siehe auch
Graßl/Kiingholz aaO (Fn 34), S. 196. So haben z.B. Folland &
Parker einfach
alle Tagesmessungen ignoriert. Mancher Nautiker wäre empört.
Jones/Wigley/Wright, 'glichen' die Seetemperaturen solange an die
Landtemperaturen
an, daß sie das statitische Endergebnis als langfristigen
Erwärmungstrend
identifizieren konnten. Daß gerade die feinen Differenzen viel
interessanter
hätten sein können, wurde anscheinend nicht in Betracht
gezogen. Insofern kann
es auch nicht verwundern, daß das Vorhandensein von großen
Meeresstrudein
(Eddies) erst Ende der 1960er Jahre entdeckt wurde, siehe dazu Allan R.
Robinson, Eddies in Marine Science, Berlin 1983, S.3-4, S.1 0, und
ebenda:
A.E.Spill, S. 442-445.
[85]Vgl. dazu den
folgenden Dialog vor dem Select Committee on Science and
Technology des House of Lords zum Greenhouse Effect, 6th Report, 1989,
(HL
Paper 88-II), S. 11; Frage von Lord Clitheroe an Prof. Wigley: "40
years
ago, my tutor...was saying at that time the probability was that the
raising of
the temperature would alter the currents of the sea to make the climate
of
England colder rather than hotter"; darauf die Antwort von Prof.
Wigley: “
I think that is extremely unlikely, although that is one of those
stories that still
crops up every now and again” in the press"; (zu Arbeiten von
Wigley siehe
Fn 46, Fn 83, Fn 84).
[86]
Diese Auffassung ist nicht gerade weit verbreitet. Es scheint vielen
Wissenschaftlern nicht schwer zu fallen, zwar einzuräumen,
daß die
Wettercomputer es nicht schaffen, über ein bis zwei Wochen hinaus
verläßliche
Vorhersagen darzulegen, weil ein winziger Fehler bei der aktuellen
Wetterbeobachtung sich schnell zu größeren Fehlern
hochschaukelt. Dennoch sind
sie davon überzeugt, daß die Klimacomputer
aussagekräftige Ergebnisse liefern.
Siehe z.B. S.H. Schneider, aaO (Fn 7), S.93; Graßl/Klingholz, aaO
(Fn 34),
S.21-22 u. S.118-123. Siehe auch Fn 75 und Fn 76
[87]Siehe D.J.Baker,
World Ocean Circulation and
Climate Change: Research Programmes and a Global Observation System,
S.195-202,
in: Jäger & Ferguson, aaO (Fn 12)
[88]Siehe D.J.Baker,
World Ocean Circulation and
Climate Change: Research Programmes and a Global Observation System,
S.195-202,
in: Jäger & Ferguson, aaO (Fn 12).
[89]So John Vidal,
America versus the
world, The Guardian, 30.4.92; dazu auch TIME, March 30,1992, S.42; Die
Zeit,
Das Glashaus im Treibhaus, 17.4.92; Der Spiegel, Festival der
Heuchelei, 21/92,
S.224
[90]Vgl dazu W.
Beckermann, Economic Growth and the Environment, in: World
Development, Vol.20, 1992, S.481-496
[91]Der
vollständige Text von Art. 2, OBJECTIVE,
lautet: The ultimate objective of this Convention and any related legal
instruments that the Conference of the Parties may adopt
is to achieve, in accordance with the relevant provisions of the
Convention,
stabilization of greenhouse gas concentration in the atmosphere at a
level that
would prevent dangerous anthropogenic interference with the climate
system.
Such a level should be achieved within a time frame sufficient to allow
ecosystems
to adapt naturally to climate change, to ensure that food production is
not
threatened and to enable economic development to proceed in a
sustainable
manner
[92]“For a true
understanding of environmental conflict there must be a true
understanding of the
environment", schreibt An Painter, The Future of Environment Dispute
Resolution, Natural Resource Journal, Vol. 28, Winter 1988,
S.145-170(150);
dazu auch Edward L.Miles, Science,Politics & Int. Ocean
Management, Berkley 1987, S.154
[93]Siehe Fn 9 und Fn 11
[94]David A.
Wirtb, Climate Chaos, in: Foreign Policy Nr. 74, 1989, S. 3-22 (S.3)
[95]Eine (der
wenigen) Kritiken an der Wissenschaft stammt von dem Erfinder der
GAIA-Theorie
James A. Lovelock: "Science must abandon its genteel posturing and come
down to earth again, quite literally. This is no easy task. It requires
scientists to recognize that science has grown fat, lazy,and corrupt
and like an obese atherosclerotic man, imagines that more rich food
will cure
his condition." in: The Guardian, 27. Sept. 1989, S. 63 (The Greening
of
Science). Vor kurzem erinnerte George
F.Wille daran, daß vor 20 Jahren vielfach eine bevorstehende
Eiszeit
vorausgesagt wurde, in: International Herald Tribune. 3.6.92, The
Eco-Pessimists Among Us Are a
Family Bore
[96]Siehe z.B. bei
Steinar Andresen & Willy Ostreng (ed), International
Resource Management, London/NY 1989, dort: Oran R. Young, Science and
social
institutions, S.7-24 (S.101; sowie S. Boehmer-Christiansen, The role of
science
in the international regulation of pollutions, S." 43-167 (S.150)
[97] so Michael Haller,
Warner, Windmacher,
Wissenschaftler, Die Zeit. 23.3.1990, mit weiteren sehr
überzeugenden Analysen
u.a. "Wie stets,wenn die Zusammenhänge undurchschaut bleiben und -
wie bei
der Spitze desberühmten Eisbergs - nur ein paar Daten bekannt
sind,
tritt an die Stelle des Wissens der Glaube"; und "Es waren
Wissenschaftler ......die simple Kausalmodelle vom Labor auf die Natur
übertrugen, ohne das komplexe Zusammenspiel der verschiedenen
Naturprozesse zu berücksichtigen.
Sie eröffneten dasSzenario- Spiel, also daskonkrete Ausmalen
von Hochrechnungen; sie zeichneten immer schrecklichere Perspektiven."
[98] Siehe dazu: Buttel
& Hawkin
& Power, From limits to Growth to Global Change, Global Environment
Change,
Dec. 1990, S.57-66 (S.65): Zitat: "They have entered the policy arena
in
an unprecedented way and are now willing to stand behind data that are
not
entirely conclusive, but which have awesome potential inclinations for
humankind". John S.Gray befürchtet: "There is a risk that the
large
and powerful WMO will simply ignore the oceans or not give it the
scientific
priority that it needs in the future", in: Marine Pollution Bulletin;
Vol.22, 1991, S. 169-171(170)
[99]Buttel u.a., wie
vor.
[100]A.
Henderson-Sellers, aaO (Fn 8), dazu das Zitat: “The question is,
'Do most
people understand that by the time we, the scientists, are all
absolutely
certain it will be much too late to avert most of the changes that
mankind is
currently effecting?’."
[101]So schreibt
Manfred Hefner in
einem Leserbrief in der Welt vom 26.5.1992: "Stepan Schneider, der
amerikanische Klimatologe schrieb im Oktober 1988 (!) im "Discover
Magazine": "Wissenschaftler wie ich brauchen breite Unterstützung,
um
die Phantasie der Bevölkerung anzuregen und zu beeinflussen. Wir
müssen
Szenarien entwickeln, die Angst machen, drastische Behauptungen
aufstellen,
vereinfachen und unsere eigenen Zweifel möglichst nicht
erwähnen. Jeder von uns
muß entscheiden, was das rechte Maß ist zwischen
erfolgreich sein und ehrlich
sein."(zitierte Arbeiten von S.H. Schneider siehe Fn 6 und Fn ). Siehe
auch: Der Spiegel 26/1992,S. 223 (Gelehrte am Pranger)
[102] In wenigen
Jahren ist dazu viel eröffentlich
worden, wobei die juristische Literatur sich eher noch bescheiden
ausnimmt und stark geprägt ist von der
Vorgabe, daß das Klimaproblem vorrangig mit dem CO2 verbunden
ist, Auswahl:
Albrecht Randelzhofer, Auf dem Weg zu einer Weltklimakonvention,
Festschrift
für Sendler 1991, S.465-481; Harald Hohmann, Int.Umweltrecht und
globale
Umweltpolitik, Spectrum der Wissenschaft, 1991, S.68-80; Lewis D.
Solomon &
Bradley S. Freedberg, Environmental Law, Vol.20, 1990, S.83-110. Siehe
auch:
Geoffrey Palmer, New Ways to Make Int. Environmental Law, und:
Christopher D.
Stone, Beyond Rio:”Insuring” Against Global Warming,
American Journal of Int.
Law, Vol, 86,1992, S. 259- 283 bzw. S.445-488. Für den mehr
politischen Aspekt
siehe: Eugene B.Skolnikoff, The policy gridlock on global warming,
Foreign
Policy, No.79, 1990, S.77-93; Fen Osler Hampson, Climate change:
Building int.
coalitions of the like-minded, International Journal, Vol.XLV, Winter
1989-90,
S.36-74
[103] Lynton Keith
Caldwell, Between Two
Worlds, Science, the Environmental Movement and Policy Choise,
Cambridge 1990,
S.125; dersel., International Environmental Policy, Emergence and
Dimensions,
Durham NC 1984, S.82 ff
[104] Das
Internationale Übereinkommen zur Verhütung
der Verschmutzung der See durch Öl von 1954, das inzwischen
abgelößt worden ist
durch MARPOL 1973/78 nebst Protokollen, das wohl zu einem der
'entwickelsten'
und effizientesten (praktisch und technisch) internationalen
Umweltverträgen
gehört
[105]Stockholm
Declaration on the Human Environment
vom 16. Juni 1972, abgedruckt in: UNDoc. A/CONF .48/14. Principle No 6
lautet (Auszug): "The discharge of
toxic substances or of the other substances and the release of heat, in
such
quantities or concentrations as to exceed the capacity of the
environment to
render them harmless, must be halted in order to ensure that serious or
irreversible
damage is not inflicted upon the ecosystems." Principle No 7 lautet:
"States shall take all possible steps to prevent pollution of the seas
by
substances that are liable to create hazards to human health, to harm
living
resources and marine life, to damage amenities or to interfere with
other
legitimate uses of the sea."
[106]Zu weiteren
Einzelheiten siehe:
Cadwell, 1984, aaO (Fn 103), S.226, wo er auch auf die 1976 Convention
on
Prohibition of Military or any Other Hostile Use of Environment
Modification
Techniques hinweist, die seinerzeit von 55 Staten gezeichnet wurde
[107] Siehe dazu die
ausführlichen Darstellungen bei
Flinterman & Kwiatowska & Lammers (edl) Trans- boundary Air
Pollution,
Int. Legal Aspects of
the Co-operation of States, Dordrecht 1986.
[108]Deutscher Text:
Platzöder &
Grunenberg (Hrsg.), Internationales Seerecht, München 1990
[109]Der amtliche
Text ist von den
Vereinten Nationen 1983 veröffentlicht worden; abgedruckt mit
einer
erläuternden Gesamtdarstellung auch in: Arnd Bernaerts, Bernaerts'
Guide to the
Law of the Sea, Coulsdon/UK 1988
[110]Art. 308 Abs.2
d.ÜberK.; die Namen der 51
Staaten sind abgedruckt in Law of the Sea Bulletin, No.19, October
1991, hrsg.
vom UNOffice on the Law of the Sea, NY.
[111]Siehe dazu
Philip Allot, Power Sharing in the
Law of the Sea, American Journal of Int.Law, Vol.77, 1983, S.1-30(3)
[112]Der
Verfasser hat unter dem Titel: Time to adopt a constitution for the
oceans (in:
FAIRPLAY Int. Shipping Weekly, 23.0ct. 1989 und 'Peace to the Oceans'
Newsletter. 2-90), sowie in seinem
Aufsatz: Seegerichtshof - Tiefseebergbau, in: Recht der Int. Wirtschaft
(RIW)
1991, S.209-218, auf den Zusammenhang zwischen dem Klima und dem
Seerechtsübereinkommen hingewiesen. Soweit ihm bekannt, ist dieser
Zusammenhang
sonst nur noch in einer ‘Student Note’ hergestellt worden,
und zwar von Beth H.
Horness, Research on the Role of the Ocean in Global Climate Change:
The
Effecct of Extended Jurisdiction, Ocean Development and Int. Law,
Vol.22, 1991, S.71-89(86)
:"Given that the 1982 Treaty is the appropriate legal regime for
oceanic
global warming research, the avenues to delays, disruptions, and added
costs
are numerous." Vgl. dazu aber auch den Versuch, das 1982 Abkommen in
ein
Atmosphären-Abkommen umzusetzen, von Toufiq A. Siddiqi, Towards a
Law of the
Atmosphere, Using Concepts from the Law of the Sea, Honolulu 1988
(Environment
and Policy Institute, Work Paper 12).
[113]Einführende
Literatur: Arnd Bernaerts, Bernaerts' Guide aaO (Fn 109); R.R.
Churchill &
A. V. Lowe, The Law of the Sea, 1988. Zur Diskussion über die
Akzeptanz des Übereinkommens: Bernaerts, in: RIW,
aaO (Fn 112). Eine gute Übersicht über den derzeitigen Stand
der Diskussion
über den 'Wert' des 1982er SeerechtsÜb. gibt: Panel on the
Law of Ocean Uses,
U.S. Interests and the United Nations Convention on the Law of the Sea,
Ocean
Development and Int. Law,
Vol.2), 1990, S. 373-410. Durch die
Wahl der Demokraten Bill Clinton und Al Gore am 3. November 1992 in die
Präsidentenämter der USA steht zu erwarten, daß alsbald
an die Seereechtspolitik
der 70er Jahre der Carter-Regierung angeknüpft wird. Dafür,
daß das 1982er
SeerechtsÜb. nicht schon vor vielen Jahren die int. Akzeptanz
erhielt, trägt
insbesondere Präsident R. Reagan die Verantwortung, der zusammen
mit
Deutschland und England meinte, daß das Regelungskonzept tür
den Tiefseebergbau
nicht akzeptabel sei; diese drei Länder haben als einzige
Industriestaaten das
1982er Seerechtsübereinkommen nicht gezeichnet
[114]Siehe dazu
ausführlich: Alan E. Boyle, Marine
Pollution under the Law of the Sea Convention, American Journal of Int.
Law,
Vol.79/2. 1985. S. 347-372(350)
[115]Siehe dazu: K.
Ramakrishna, Environmental
Concerns and the New Law of the Sea. Journal of Maritime Law and
Commerce, 1986
S. 1-19; J. W. Kindt, Marine Pollution and the Law of the Sea, 6
Bände, 1986;
Rainer Lagoni, Die Abwehr von Gefahren für die marine Umwelt,
Berichte der
Deutschen Gesellschaftt für Völkerrecht, Heft 32,1992 m.w.N.;
Teclaff &
Teclaff, Transfer of Pollution and the Marine Environment Conventions,
Natural
Resources Journal, Vol.31, Winter 1991, S.187-211
[116] Wenn man dem
C02 die Qualität des
Tatbestandsmerkmals "Stoff" zubilligt, dann ist es vorstellbar,
daß
ein Gericht auch feststellen könnte, daß C02 als 'pollution'
im Sinne von Art.1
anzusehen ist. Gemäß Art. 212, 222 i. V.m. Art.192
wären die Staaten zum
Handeln verpflichtet (vorausgesetzt, C02 verursacht den Anstieg der
Meere -
sicherlich eine Verringerung der Annehmlichkeiten der Umwelt). Art. 222
lautet
insoweit: Die Staaten setzen in dem ihrer Souveränität
unterstehenden Luftraum
, ihre in Übereinstimmung erlassenen Gesetze und sonstigen
Vorschriften durch;
sie erlassen Gesetze... zur Verhütung, Verringerung und
Überwachung der
Verschmutzung aus der Luft..". Ausführlich zum Thema Verschmutzung
durch die Luft: George W. Ash, 1982
Convention on the Law of the Sea - Its Impact on Air Law, The Air Force
Law
Review, Vol. 26, 1987, S. 35-82(68ff); Kay Hailbronner, Freedom of the
Air an
the Convention on the Law of the Sea, American Journal of Int. Law,
Val. 77,
1983,S.490-520(51 0). Zur Wettermanipulation siehe Ray Jay Davis,
Atmospheric
Water Recources Develapment and Int. Law, Natural Resources Journal,
Vol.31,
Winter 1991, S.11-44
[117] Siehe z.B.
NATURE Vol.357, 18.June 1992, S.523; William
A. Nitze, in: International Challange, Vol. 11, 1991, S.9-16(13)
[118]Sie kommen
für eine Reihe von
Klimafaktoren in Betracht, insbesondere für die Wolkenformierung
(siehe:
Savoie & Prospero, NATURE, Vol.339, 1989, S.685-687; und: Schwartz,
NATURE,
Vol.336, 1988, S.441- 445), aber z.B. auch als CO2-Neutralisierer,
siehe dazu
Forschungsergebnisse des Alfred-Wegner-Instituts, in: Süddeutsche
Zeitung,
5.11.92, S. 47, (Das Meer hat viele Kohlendioxid-Speicher).
[119] H.Charnock,
Marine Science. Organizing the study of the oceans, Marine Policy,
1984,5.120-136. John A. Knauss, The Effects on the Law of the Sea on
Future
Marine Scientific Research, Louisiana Law Review, Vol.45, 1985,5.1201 -
1219
[120] Siehe dazu:
Arnd Bernaerts, Der Einfluß der
UN-Seerechtskonvention 1982 auf die maritime Technologieentwicklung und
die
Perspektiven für die BRD, Verein der Freunde und Förderer des
GKSS-Forschungszentrums, Heft 1, Geesthacht 1988; B.S. Murthy, Transfer
of
Technology in the New Int. Economic Order, The Indian Year Book of Int.
Affairs,
Val. XIX, 1986,435-458; M.C.W. Pinto, Transfer of Technology under the
UN
Convention on the Law of the Sea, Ocean Yearbook, No.6, 1986, S.
241-270.
Boleslwa A. Boczek, The Tranfer of Marine Technology to Developing
Nations in
Int. Law,
Honolulu 1982. Klaus Dieter Wolf, bei B.Kohler-Koch (hrsg), Technik und
Int.
Politik, Baden-Baden 1986, S. 214-243. Alfred H.A. Soons,
Marine Scientific Research and the Law of the Sea, Deventer/NL (um 1983)
[121] Dies wird
für unabdingbar gehalten. Durch die
Industriegesellschaft können bereits heute mehrere Dutzend
Ursachen - darunter evtl. auch das
CO2 - den 'normalen' Lauf der Meere und damit des Klimas beeinflussen.
Dabei
ist es denkbar, daß sich einige Ursachen neutralisieren, andere
dafür aber
kumulieren. Die Entscheidung darüber, wie am sinnvollsten und
zweckmäßigsten zu
handeln ist, muß daher vom Ergebnis (d.h. vom Zustand/Trend der
Ozeane) her
bestimmt werden. Den Ansatzpunkt bei einer echten (oder vermuteten)
Ursache zu
suchen, kann sich als ein verhängnisvoller Fehler erweisen. Dies
käme nur dann
in Betracht, wenn nur ganz wenige Ursachen in Betracht kämen und
es wirklich
möglich wäre, den vorindustriellen Zustand wieder
herzustellen. Auf die obige
Anmerkung unter Gliederungspunkt A./V. wird Bezug genommen
[122]Siehe W.E.
Butler (ed), The Law of the Sea and Int. Shipping, NY 1985,
dort: P. Birnie, Dispute Settlement Procedures in the 1982 UNCLOS,
S.39-68;
C.C. Ripshagen & Stephanou (ed), The New Law of the Sea, Amsterdam
1983,
dort: W. Ripshagen, Dispute Settlement, S.281-301; Louis B. Sohn,
Peaceful
Settlement of Disputes in Ocean Conflicts, Law and Contemporary
Problems,
Vol.46, 1983, S. 195-210.
[123]So auch Rainer
Lagoni, Seerechtliche Gespräche in
der Hamburgischen Vertretung beim Bund, Vortrag am 9.4.1990
[124] Siehe dazu
Bernaerts, RIW, aaO (Fn 112), S.215f
[125] So weist Eugene
B.Skolnikoff, aaO (Fn 102) darauf
hin, daß "greater understanding of the issue is essential for
policy
formation". Zur Unabhängigkeit der Klimawissenschaftler siehe S.
Andresen,
aaO (Fn 11),S.41. Solomon & Freedberg, aaO (Fn 102), S.91,
verweisen darauf, daß "The problem solving approach mandates that
all
relevant information be presented to the policymaker prior to the
formulation
and adoption of a solution." Eine gute Übersicht wegen der
Gesamtproblematik in;
Andresen & Ostreng, aaO (Fn 96), siehe z.B. die Seiten 10,
28,120,150. Siehe auch
Andre Nollkaemper, The Precautionary Principle in International
Environmental
Law: What's New Under the Sun, Marine Pollution Bulletin, Vol.22, 1991,
S.1
07-110. Keineswegs
förderlich dürfte die Ansicht von O'Rioradan & Rayner,
in: Global
Environmental Change, 1991, 91-108(103) sein, daß "The fusion of
science
and politics is inescapable if major global change is to be averted
before its
discovery proves that we have acted too late.“; vgl dazu Hans
Primas, Umdenken
in der Naturwissenschaft, in GAIA, 1992, S. 1-15(12): "Ein Pakt
zwischen
Staat und Wissenschaft, der Forschungsfreiheit garantiert und
Einäugigkeit
zulaßt, ist für den Fortbestand unserer Kultur
gefährlich“
[126]Daß ihr
das ohne ‚ihr Wissen und Zutun gelungen'
ist, ist gerade die Besonderheit dieser Situation. Es ist gerade kein
Fall, wo mal wieder die Politik Schuld hat, und Skolnikoff, aaO (Fn
102), kann
nicht zu- gestimmt werden, wenn er - wie viele andere auch - meint:
"The only real prospect for a different policy outcome in the near
future
would be if public consensus and international negotiations overcome
the
stubborn nature of the policy process of governments". Eine mangelhafte
Präzisierung
des Sachverhalts kann nicht dem Gesetzgeber angelastet werden (so auch
Skolnikoff, wie vor). Daß das Umweltsrechtskonzept des 1982
ÜberK. in dieser
Qualitativen Güte nie erreicht worden ware, wenn damals schon so
etwas wie ein
'Meeresverständnis' bzw. das hier dargelegte
'Klimaverständnis' vorhanden
gewesen wäre, muß dem, der das Klima schützen will, ja
nicht den Schlaf rauben.
[127] Dabei wird
inzwischen wenigstens eine etwas
größere Differenzierung gefordert. Siehe: Richard W. Katz
& Barbara G. Brown, Extreme Events in
Changing Climate: Variability is more Important than Averages, in:
Climate
Change, Vol. 21, 1992, S. 289 -302; "experiments using climate models
need
to be designed to detect changes in climate variability, and ... policy
analysis
should not rely on scenarios of future climate involving only changes
in
means".